Unerkannte Skabies triggert erbliche Dermatose

MAGDEBURG (hsr). Quält Patienten mit chronischer, zunächst nur gelegentlich juckender Hautkrankheit trotz langer Therapie ein zunehmender Pruritus, ist möglicherweise Skabies die Ursache. Denn die Parasitose kann - bleibt sie unentdeckt - ein Triggerfaktor sein für Dermatosen, die durch thermische oder mechanische Reizeffekte ausgelöst werden können.

Veröffentlicht:

Obwohl manche Hauterkrankungen wie das bullöse Pemphigoid offenbar oft von der Krätze ausgelöst und verschlimmert werden, wird, wie Dr. Claudia Drewniok berichtet, dieser kausale Zusammenhang doch häufig übersehen. Langdauernde, wenig erfolgreiche Behandlungen belasten dann unter anderen die Betroffenen. Das belege die Krankengeschichte eines Mannes mit exazerbiertem Morbus Darier (JDDG 9, 2003, 722).

Bei dem 44jährigen Patienten hatte sich die Hauterkrankung - vorwiegend hyperpigmentierte warzenähnliche Papeln in der Schweißrinne am Rücken - trotz intensiver ambulanter und stationärer Behandlung über ein Jahr lang nicht gebessert. Besonders ungewöhnlich war der zunehmende starke Juckreiz, der den Mann mehr und mehr belastete, so die Dermatologin von der Universitätsklinik in Magdeburg.

Nach Aufnahme in die Klinik ergab die histopathologische Untersuchung nicht nur die für M. Darier typischen epidermalen Veränderungen, sondern erstmals auch die Diagnose Scabies incognita. Die mikroskopische Suche nach den Kotballen der Krätzmilbe - ein typischer Bestandteil der üblichen Diagnostik - verlief ebenfalls positiv.

Der Patient wurde daraufhin gegen Scabies oral mit einer Einzeldosis von 18 mg des Makrolid-antibiotikums Ivermectin und topisch mit dem Antiparasitosum Allethrin behandelt. Gegen den M. Darier bekam der Mann systemisch das Tretinoinderivat Acitretin und Bade-PUVA (Psoralen plus UVA). Die Bestrahlung erfolgte wegen möglicher physikalischer Reizeffekte mit Exazerbation der Dermatose anfangs allerdings nur in sehr geringer und später langsam gesteigerter Dosis. Die Hautveränderungen nahmen dadurch deutlich und rasch in nur zehn Tagen ab. Vor allem der ausgeprägte Juckreiz ging vollständig zurück.



STICHWORT

Morbus Darier

Die nach dem Erstbeschreiber benannte seltene Dyskeratosis follicularis ist eine autosomal-dominant vererbte Hautverhornungsstörung. Im Gegensatz zu ihrer histologischen Benennung sind die rötlichen Papeln als feste Keratosen nicht auf die Follikel beschränkt, sondern treten auch an der interfollikulären Epidermis sowie follikelfreier Haut und an Schleimhäuten auf. Typische Lokalisationen sind seborrhoische Zonen im Gesicht, am Stamm, behaarten Kopf, außerdem die Anogenitalregion sowie Handteller und Fußsohlen mit typischen Unterbrechungen der Papillarlinien. Die Dermatose kann durch mechanische, thermische oder chemische Reize (Köbner-Phänomen) ausgelöst werden. (hsr)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag

Lesetipps
HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick

Zu hohe Drehzahl: Hochtouriges Fahren überhitzt bekanntlich den Motor und beschleunigt den Reifenabrieb. Genauso kann zu viel L-Thyroxin, speziell bei Älteren, nicht nur Herz und Kreislauf überlasten, sondern auch die Knochen schwächen.

© Michaela Illian

Überbehandlung mit Folgen

Schilddrüsenhormone: Zu viel L-Thyroxin bringt Knochen in Gefahr