Verpflegungskonzepte für Altenpflegeheime gefordert

Mehr als 670 000 Pflegebedürftige leben in Altenheimen. Bei vielen Heimbewohnern bestehen erhebliche Defizite bei der Nährstoffversorgung.

Veröffentlicht:

Das zeigen Ergebnisse der ErnSTES-Studie - Ernährung in stationären Einrichtungen für Senioren und Seniorinnen -, die Professor Peter Stehle vor kurzem auf einem Presseseminar der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn vorstellte.

Erhoben wurden deutschlandweit der Ernährungs- und Gesundheitszustand von 773 Bewohnern in zehn Altenpflegeheimen. Die 153 Männer waren durchschnittlich 81 Jahre und die 620 Frauen 86 Jahre alt. Nur fünf Prozent der Teilnehmer erhielten keine Leistungen aus der Pflegeversicherung. An einer Demenz litt mehr als die Hälfte der Bewohner.

Untergewichtig waren acht Prozent der Männer und sechs Prozent der Frauen (BMI < 18,5 kg/m

), elf Prozent der Bewohner wiesen eine Mangelernährung auf. Die tägliche Energieaufnahme von Seniorinnen mit Pflegestufe III betrug nur 1308 kcal, dagegen waren es 1542 kcal bei Bewohnerinnen mit Pflegestufe I. Auch wurde bei Seniorinnen mit Demenzerkrankungen eine wesentlich geringere Zufuhr von Energie, Fett und Protein ermittelt als bei Bewohnerinnen ohne Demenz.

Besonders süße und fettreiche Speisen werden gern gegessen. Zwar tragen diese zur Energieversorgung bei, enthalten meist aber nur wenig essenzielle Nährstoffe. Daher war bei vielen Bewohnern die Zufuhr an Vitamin E, Vitamin C, Folat, Calcium und Magnesium, verglichen mit den Empfehlungen, zu gering. Besonders problematisch war die Versorgung mit Vitamin D.

Der Grad der Pflegebedürftigkeit beeinflusse die Nährstoffversorgung stärker als das Lebensalter, so die Autoren der Studie, die im Ernährungsbericht 2008 veröffentlicht wurde. Multimorbidität, körperliche Behinderungen und geistige Beeinträchtigungen bzw. Krankheiten haben erheblichen Einfluss auf den Appetit, die Nahrungsmenge und Kostzusammensetzung. Mit steigender Pflegebedürftigkeit werde es schwieriger, eine ausreichende Energie- und Nährstoffversorgung zu erreichen. Daher seien für Altenpflegeheime neue Verpflegungskonzepte erforderlich. Diese sollen die Ernährungssituation der Senioren stärker berücksichtigen und dadurch zur Prävention sowie Therapie von Mangelernährung beitragen. (sf)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Mehr zum Thema

Weniger Risiko mit gesunder Ernährung

Studie: Wer Nüsse isst, erkrankt nicht häufiger an Divertikulitis

Influencer-Marketing für Nahrungsergänzungsmittel

foodwatch beklagt „wilden Westen der Gesundheitswerbung“

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kasuistik

Seltene Manifestation eines Eagle-Syndroms

Fettgewebe als Entzündungsorgan

Deshalb lohnt sich Abnehmen auch bei Gelenkrheuma

Lesetipps
Keine Hürden mehr: Websites sollen künftig so problemlos wie möglich zu erfassen und zu bedienen sein.

© VZ_Art / Stock.adobe.com

Neues Teilhabegesetz geht an den Start

So wird Ihre Praxis-Homepage barrierefrei

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung