Der Standpunkt

Versicherung gegen die Schweinegrippe

30 Millionen Dosen Pandemie-Impfstoff sollen jetzt vernichtet werden. Doch der Kauf des nicht gebrauchten Impfstoffs gegen die Schweinegrippe für 250 Millionen Euro war trotzdem eine sinnvolle Investition, findet Michael Hubert: als Versicherung gegen eine mögliche schwere Pandemie.

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Der Autor ist Redakteur im Ressort Medizin der Ärzte Zeitung. Schreiben Sie ihm: michael.hubert@springer.com

Soll man eine Versicherung kündigen, weil sie sich nicht bezahlt macht? Ich zahle seit Jahrzehnten und habe die meisten Versicherungen noch nie in Anspruch genommen. Das dürfte den meisten Versicherten so gehen. Sie zahlen mehr für die Policen, als sie jemals rausbekommen werden.

Aber ein solcher Anspruch besteht bei einer Versicherung ja auch nicht. Mit ihr will man nur auf Nummer sicher gehen - für den Fall der Fälle. Wobei jeder hofft, dass dieser Fall - Einbruch, Feuer, Berufsunfähigkeit - nie eintritt.

Was für "normale" Versicherungen simpel ist, sieht im Gesundheitswesen anders aus. Hier soll sich alles rechnen. Auch die Vorbereitungen im Zuge der H1N1-Pandemie. Jetzt ist die Haltbarkeit des Impfstoffs abgelaufen, er wird vernichtet. 30 Millionen Dosen im Wert von 250 Millionen Euro sollen verbrannt werden. Schon zu Pandemiezeiten hieß es, Geld würde durch den Schornstein geblasen.

Dabei haben Bund und Länder gut daran getan, eine Pandemie-Versicherung für die Bevölkerung abzuschließen. Beim Kauf der Police war die Schadenwahrscheinlichkeit unklar - alle gingen von hohen Schäden aus - sprich, von einem pathogenen Virus.

Wie sagte Jürgen Banzer, damals Gesundheitsminister in Hessen, treffend: "Unsere Vorkehrungen sollen für die Bürger eine Versicherung sein, die jeder nutzen kann, der eine Impfung möchte."

Eben eine Versicherung. Eine billige dazu. Rechnerisch zahlen die Länder gut acht Euro pro nicht verimpfter Dosis. Eine geringe Summe für einen hochgradigen Schutz vor einer - potenziell schweren - Infektionskrankheit.

Doch den Kritikern ging es letztlich nicht ums Geld. In ihren Augen war alles an Vorbereitung falsch, vor allem zu viel. Bei einem hoch pathogenen Virus hätte es dagegen im Nachhinein wahrscheinlich geheißen, dass mehr hätte investiert werden müssen.

Bleibt die Hoffnung: Bund und Länder lassen sich auch künftig nicht von Schornstein-Debatten beeindrucken. Und entscheiden im Fall des Falles erneut für einen Bevölkerungsschutz. Im Vergleich zu den Kosten für die vielen Rettungsschirme derzeit geht es ja wirklich nur um Peanuts.

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 19.08.201118:53 Uhr

Versicherungen

Die übertriebene Bestellung von Pandemrix-Impfstoff war natürlich keine Versicherung gegen eine fiktive Schweinegrippe-H1N1- Pandemie.
Insofern ist der Vergleich mit irgendeiner konkreten Sachversicherung absurd und dient nur der zweifelhaften Rechtfertigung und Verbrennung von weiteren 250 Millionen Euro "peanuts", für die in diesem Jahr die drei Universitäten Greifswald, Rostock und Wismar ausgebaut werden.
So wie jeder einzelne oder Massen- Impfakt mittels eines eiligst produzierten Antigens nicht schon zwangsläufig nebenwirkungsfreien, individuellen Impfschutz gibt, so kann er auch nicht ohne begleitende hygienische Maßnahmen eine "Seuche" bannen !
Der für den Hersteller lukrative Großauftrag und seine Bevorratung ohne weitverbreitetes Impfinteresse in der deutschen Bevölkerung, bleibt ein erörterungswürdiges Thema für die verantwortlichen Politiker und ihre fachlichen Berater in RKI und FLI.
Augenscheinlich haben diese den mündigen Verbraucher mit ihren Pandemie-Proklamationen nach SARS und Vogelgrippe nicht überzeugt.
Insbesondere unter dem Gesichtspunkt, daß die Experten nicht wiederholt und grundlos mit der Seuchenkeule "hoch-pathogene Erregermutation" bei der nächsten Influenza drohen können.
Gerade die Epidemiologen und Infektologen müßten doch öffentlich machen, daß sogenannte ansteckende Krankheiten für guternährte Gesunde immer noch die geringste Gefahr darstellen und wir alle im Laufe unseres Lebens mit den verschiedensten bekannten und unbekannten Agentien, Viren und Mikroben unsichtbar (latent) in Kontakt kommen, gegen manches still gefeit oder allergisch werden, und dabei Abwehrstoffe zum Guten wie auch Schlechten entwickeln.
Eine Infektion mit einem sog. Erreger ist bekanntlich nicht nur dosisabhängig, sondern wird i.d. Regel erst dann eine manifeste oder apparente Infektionskrankheit, wenn ein anderes Grundleiden schon vorliegt oder eine massive Infektion (lat. inficere=hereinmachen) auf unnatürlichem Wege (z.B. experimentell wie bei BSE) erfolgt.
Reale Infektionsgefahr ist natürlich immer gegeben bei ausgezehrten, verletzten und immungeschwächten Menschen, wie man sie leider vor allem in Armuts- und Entwicklungs-Ländern antrifft.
Aus meiner lange, jahrzehnte zurückliegenden Studienzeit kenne ich das der Ferkelgrippe assoziierte "Schweinegrippe"-Virus vom Typ Serotyp H1N1.
Da ergibt sich zwangsläufig die Frage: Warum werden die nicht verbrauchbaren Impfdosen, die ja durch das Paul-Ehrlich-Institut zugelassen und auf Verträglichkeit und Wirksamkeit (auch an Versuchstieren) geprüft worden sind, nicht unverzüglich an Zuchtschweine (Sauen) ohne Schaden verimpft, um deren Nachwuchs vor der Rückübertragung der humanen Virusvariante H1N1 vom Menschen auf die Tiere zu schützen, und damit auch der vermeintlichen weiteren "Pathogenisierung" (Mutation) im "Schweine-Ikubator" vorzubeugen?
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt (FTA für Hygiene und MIkrobiologie) aus Rostock

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