Verträgliche Standardtherapie beim Pleuramesotheliom

HAMBURG (awa). Mit der Kombination Pemetrexed plus Cisplatin gibt es zum ersten Mal eine wirksame und verträgliche Standardtherapie für Patienten mit einem malignen Pleuramesotheliom.

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Im Vergleich zur Monotherapie mit Cisplatin verlängert die zusätzliche Behandlung mit Pemetrexed (Alimta®) - wie berichtet - beim asbestbedingten Brustfellkrebs das Überleben. Zudem ist die Remissionsrate damit höher und das progressionsfreie Intervall länger. Auch Lungenfunktion und Symptome werden durch die Therapie gelindert.

"Bisher gab es keine in Phase-III-Studien geprüfte und auch wirksame Chemotherapie beim malignen Pleuramesotheliom, das hauptsächlich durch das Einatmen von Asbestfasern entsteht", sagte Professor Christian Manegold vom Universitätsklinikum Mannheim auf einer Veranstaltung des Unternehmens Lilly in Hamburg.

Pemetrexed greift in die DNA- und RNA-Nukleotid-Synthese ein, indem es gleichzeitig drei wichtige Enzyme der Purin- und Pyrimidinsynthese blockiert und somit die Teilung der Tumorzellen hemmt. Die Substanz habe bisher alle anderen Chemotherapeutika an Wirksamkeit übertroffen, berichtete Manegold.

In der Phase-III-Zulassungsstudie erhielten 448 Mesotheliom-Patienten, deren Tumor nicht mehr kurativ entfernt werden konnte und die bisher noch keine andere Therapie erhalten hatten, entweder eine konventionelle Cisplatin-Monotherapie (75 mg/m2 Körperoberfläche i.v. alle drei Wochen) oder eine Kombination aus Cisplatin (75 mg/m2 i.v. alle drei Wochen) und Pemetrexed (500 mg/m2 i.v. alle drei Wochen). Um das Toxizitätsprofil vor allem von Pemetrexed zu verbessern, wurden alle Patienten zusätzlich mit Folsäure und Vitamin B12 behandelt.

Mit Pemetrexed/Cisplatin lebten die Patienten im Median 2,6 Monate länger (12 versus 9,3 Monate). Das progressionsfreie Intervall war länger (5,7 versus 3,9 Monate) und die Ansprechrate höher (41 Prozent versus 17 Prozent). Ebenfalls signifikant wurden durch die Kombinationstherapie die Lungenkapazität verbessert und Thoraxsymptome wie Schmerzen, Dyspnoe und Husten sowie allgemeine Symptome wie Müdigkeit und Anorexie gelindert.

Mit der Kombination sei nun ein evidenzbasierter Standard bei malignem Pleuramesotheliom geschaffen worden, so Manegold. Die neue Substanz ist in der EU seit September 2004 für die Erstbehandlung bei Pleuramesotheliom und für die Zweitlinien-Behandlung bei nicht-kleinzelligem Bronchial-Karzinom zugelassen und in Deutschland seit 1. November erhältlich.



Malignes Pleuramesotheliom durch Asbest

Bei 70 Prozent der Patienten mit einem malignen Pleuramesotheliom ist Asbestexposition Ursache des Tumors. Aber auch Viren, genetische Faktoren oder Fasern vulkanischen Ursprungs können Auslöser sein. Das natürlich vorkommende Silikat Asbest wurde bis in die 80er Jahre häufig verwendet, etwa als Asbest-Zement nicht nur als Baumaterial und Dämmstoff, sondern auch in Balkonkästen und in Minigolfanlagen. In Deutschland darf Asbest seit 1993 weder hergestellt noch verarbeitet werden. Eingeatmete Asbestfasern setzen sich im unteren Bereich der Lunge fest und wandern dann in die Pleura. Die Karzinogenität ist abhängig von Länge und Form der Fasern, vor allem die langen, stabförmigen Fasern sind gefährlich.

Derzeit wird in Deutschland pro Jahr etwa bei 700 Patienten ein malignes Pleuramesotheliom als Berufskrankheit nach Asbestexposition anerkannt. Pro Jahr gibt es 1200 Neuerkrankungen, meist diagnostiziert im späten Stadium. Die höchste Erkrankungszahl wird erst 2020 erwartet, da zwischen Exposition und Erkrankung 20 bis 50 Jahre liegen können. (awa)

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