Fachgesellschaft

Virologen votieren für HIV-Heimtest

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FREIBURG. In einer Stellungnahme anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember spricht sich die Gesellschaft für Virologie (GfV) dafür aus, HIV-Selbsttests in Deutschland zuzulassen. Gleichzeitig warnt die Fachgesellschaft aber auch vor den qualitativen Problemen der Selbsttests.

In Deutschland dürften Selbsttests bislang nicht an Privatpersonen abgegeben werden. Derzeit werde aber geprüft, ob die Medizinprodukte-Abgabeverordnung dahingehend zu ändern wäre. "In England beispielsweise sind die Tests zugelassen, erste Erfahrungen sind vielversprechend. So äußerten Personen, die den Test gemacht haben, dieser sei einfach zu handhaben. Von Panikreaktionen als Folge falsch-positiver Testergebnisse wurde kaum berichtet", schreibt die GfV.

Unter Berufung auf Zahlen des Robert Koch-Instituts spricht die GfV von schätzungsweise 12.700 HIV-Infizierten in Deutschland, die nicht wissen, dass sie Virusträger sind. "Für die Zulassung von HIV-Heimtests spricht die Möglichkeit, dadurch auch HIV-Infizierte zu erreichen, die – aus welchen Gründen auch immer – keines der vielfältigen, teilweise auch kostenlosen und anonymen Testangebote, die es in Deutschland gibt, annehmen wollen", heißt es wörtlich in der Stellungnahme.

Allerdings hätten die Heimtests auch Schwächen. In einer sehr frühen Phase der Infektion sei deren Aussagekraft Labortests unterlegen. Ein Betroffener wiege sich dann womöglich in falscher Sicherheit "und das zu einem Zeitpunkt, zu dem das Übertragungsrisiko besonders hoch ist". Das gelte um so mehr für Tests, die nicht auf Blutproben basieren, sondern auf Speichelproben oder einem Wangenabstrich. Erst drei Monate nach einer Ansteckung liefere ein Selbsttest ein sicheres Ergebnis.

Trotzdem sei die Abgabe der Tests – versehen mit den entsprechenden Anwendungshinweisen etwa auch zur Möglichkeit einer Postexpositionsprophylaxe (PEP) – an Endverbraucher zu befürworten. (cw)

Wortlaut der GfV-Stellungnahme: g-f-v.org/node/746

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