Bei Knie- oder Hüft-Op

Vor Gelenk-Operation nach Haustieren fragen!

Wie wichtig es ist, die Frage nach Haustieren in die Planung einer Gelenkersatz-Operation einzubeziehen, konnten jetzt Forscher aus Minnesota zeigen. Dabei wurde klar: Zufrieden mit dem Eingriff ist ein Tierbesitzer vor allem dann, wenn er ihm ermöglicht, gut für seinen Schützling zu sorgen.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Wird mit Patienten die Rehaphase nach einer Knie- oder Hüft-Op. geplant, sollte unbedingt auch nach Haustieren gefragt werden. Sind diese nicht gut versorgt, könnten sich die Patienten zu unvernünftigen Entscheidungen hinreißen lassen.

Wird mit Patienten die Rehaphase nach einer Knie- oder Hüft-Operation geplant, sollte unbedingt auch nach Haustieren gefragt werden. Sind diese nicht gut versorgt, könnten sich die Patienten zu unvernünftigen Entscheidungen hinreißen lassen.

© Evrymmnt / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)

St. Paul. Vor allem Hunde verlangen ihren Besitzern viel Aufmerksamkeit und Aufwand für die tägliche Pflege ab. Dafür sind sie aber auch an Herrchens oder Frauchens Seite, wenn diese erkranken oder eine Operation benötigen.

Welchen hohen Stellenwert das Tier im Denken der Besitzer einnimmt und welche Rolle es speziell für den Genesungsprozess nach einer Gelenkersatz-Operation spielen kann, wurde Forschern aus Minnesota klar, nachdem sie das Thema „Haustiere“ in einer Umfrage angesprochen hatten (J Bone Joint Surg Am 2021; online 27. April).

In der ersten Studienphase hatte das Team um Robin Whitebird von der University of St. Thomas in St. Paul, Minnesota, 65 Patienten, die eine Knie- oder Hüft-Op erhalten sollten, telefonisch nach den Beweggründen für den Eingriff befragt. Zur Überraschung der Wissenschaftler kamen einige der Patienten ohne Umschweife auf ihr Haustier zu sprechen.

Ein Bericht lautete zum Beispiel so: „Wir haben einen Hund, mit dem wir sehr gern spazieren gehen, und als ich das aufgeben musste, war das für mich eine ganz schöne Beeinträchtigung.“

Tierwohl steht für viele an erster Stelle

Nach dem gewünschten Op-Ergebnis befragt, fielen Sätze wie: „Ich möchte mit den Hunden eine 8-km-Strecke gehen können“, oder: „Ich kann zwar nicht weit laufen, aber ich möchte mit meinem Hund wenigstens ein bisschen spazieren gehen können“.

Auf die Frage schließlich, welche Faktoren die Patienten als wichtig für die postoperative Nachbehandlung betrachteten, kamen die Tierbesitzer wieder auf ihre Schützlinge zurück, vor allem darauf, ob sie nach der Operation in der Lage wären, diese zu versorgen. Ein Patient deutete an, dass es ihm vor allem auf das rehabilitative Krafttraining ankomme: Er müsse sein Traggewicht jede Woche um gut zwei Kilo erhöhen, damit er letztlich imstande wäre, die Einstreu für seine Katze zu schleppen.

Für die darauffolgende zweite Studienphase entwickelten die Forscher auf der Grundlage der Interviews eine Liste von insgesamt 16 Faktoren, die in den Wochen nach der Knie- oder Hüft-Op von Bedeutung sein könnten. Diese wurde einer erweiterten Gruppe von Patienten vorgelegt. Den darin enthaltenen Punkt „Ich habe Haustiere, um die ich mich kümmern muss“, kreuzten 20 Prozent der Teilnehmer an. Dieser Punkt stellte sich im Nachhinein als der siebt-bedeutsamste heraus.

Pflege eines Haustiers verlangt einiges ab

Tatsächlich verlangt die Pflege eines Haustiers dem Besitzer mit einer Knie- oder Hüftgelenkarthrose einiges ab, so Whitebird und ihr Team. Um die Tiere mit Nahrung zu versorgen, ihnen ausreichend Bewegung zu verschaffen und ihre Hinterlassenschaften beseitigen zu können, seien zahlreiche Körperaktivitäten wie Heben und Bücken und natürlich auch Gehen über mehr oder weniger weite Strecken gefragt. Auf der anderen Seite würden Haustierbesitzer aber sehr davon profitieren, einen treuen Begleiter zu haben, der sie durchaus auch emotional unterstützen könne.

Orthopädische Chirurgen, die mit den Patienten die Rehaphase nach der Operation planen, sind nach Whitebird und Kollegen also gut beraten, nach Haustieren zu fragen, und nach dem Aufwand, den es brauche, um diese zu versorgen. Unterbleibe dies, könnten sich die Patienten unter Umständen zu unvernünftigen Entscheidungen und Handlungen hinreißen lassen, die schlimmstenfalls den Therapieerfolg gefährden könnten, so die Forscher.

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