Weiße Blutkörperchen offenbaren Alzheimer

Im richtigen Lichte betrachtet zeigen Leukozyten eine beginnende oder bereits vorhandene Alzheimer-Erkrankung. Spanische Wissenschaftler hoffen nun, mit Hilfe der Infrarotspektroskopie einen brauchbaren Bluttest auf Alzheimer entwickeln zu können.

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MADRID (mut). Es wäre ein Fortschritt in der Alzheimer-Diagnostik: Ein paar Blutstropfen in ein Gerät, und man weiß, ob der Patienten die furchtbare Krankheit hat oder demnächst bekommt.

Aber allen Forschungsbemühungen zum Trotz ist es bisher nicht gelungen, per Bluttest eine halbwegs zuverlässige Diagnose zu stellen. Vielleicht klappt dies nun mit einem neuen Ansatz von Forschern um Dr. Pedro Carmona aus Madrid.

Sie haben untersucht, wie viel Infrarotstrahlung von den weißen Blutkörperchen bei Alzheimer-Patienten entweder emittiert oder absorbiert wird. Dabei stellten sie deutliche Unterschiede zu den Leukozyten von Gesunden fest (Anal Bioanal Chem 2012; Epub Jan 2012).

In ihrer Untersuchung prüften die Wissenschaftler per zweidimensionaler Infrarotspektroskopie Proben mit mononukleären Leukozyten, und zwar von 20 gesunden Kontrollpersonen sowie von 50 Patienten mit beginnender, moderater und schwerer Alzheimer-Erkrankung.

Die Idee dahinter: Bei Alzheimer ändert sich das Verhältnis der unterschiedlichen Beta-Amyloid-Peptide nicht nur im Gehirn, sondern auch im Blut. Dies sollte sich in den Leukozyten widerspiegeln, hier gelten vor allem die Mitochondrien als Depot für Beta-Amyloid.

Bislang nur ein Ansatz

Die Forscher erwarteten daher bei Alzheimer-Patienten ein anderes Absorptions- und Emissionsspektrum für Beta-Amyloid in Leukozyten als bei Gesunden.

Tatsächlich fanden sie solche Abweichungen, vor allem im Spektralbereich für Beta-Faltblattstrukturen, wie sie in Proteinaggregaten typisch sind.

So konnten sie bei den Gesunden einen Anteil von 9,2 Prozent solcher Strukturen in den Beta-Amyloid-Peptiden berechnen, bei leichtem Alzheimer lag der Anteil bei 14,8 Prozent und ging dann bei moderatem Alzheimer auf 13,5 Prozent und bei schwerer Erkrankung auf 12,8 Prozent zurück.

Anhand dieser Werte ließ sich mit einer Sensitivität von 90 Prozent und einer Spezifität von 90,5 Prozent zwischen Gesunden und leicht bis moderat Erkrankten unterscheiden; mit einer Sensitivität von 82,1 Prozent und einer Spezifität von 90,5 Prozent gelang die Unterscheidung zwischen Gesunden und Alzheimer-Kranken insgesamt.

Die spanischen Wissenschaftler sehen in der Infrarotspektroskopie zunächst einen interessanten Ansatz für einen Bluttest. Nun müsse anhand einer größeren Probenzahl geklärt werden, ob die Ergebnisse dann immer noch so gut sind.

Auch müsse bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen geschaut werden, ob nicht ähnliche Spektralverschiebungen aufgrund anderer aggregierter Proteine auftreten.

Quelle: www.springermedizin.de

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