Koloskopie

Weniger Intervall-Ca bei hoher Adenom-Detektionsrate

Eine Studie aus Nordkalifornien bestätigt: Je mehr Adenome der untersuchende Arzt bei der Koloskopie entdeckt, um so größer sind seine diagnostischen Fähigkeiten. Denn um so seltener erkranken die Patienten an Intervallkarzinomen.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Werden bei Koloskopien viele Adenome entdeckt, ist das ein gutes Zeichen - nämlich für die Qualität der Praxis.

Werden bei Koloskopien viele Adenome entdeckt, ist das ein gutes Zeichen - nämlich für die Qualität der Praxis.

© Klaus Rose

OAKLAND. In einer US-amerikanischen Studie wurden retrospektiv fast 265.000 Koloskopien von 136 Gastroenterologen ausgewertet. Dabei stellte sich heraus, dass Frauen wie Männer gleichermaßen von findigen Endoskopikern profitieren. Der Nutzen ist dabei unabhängig von der Lokalisation oder dem Zeitpunkt des Intervallkarzinoms.

Das Risiko für ein Intervallkarzinom sank den Daten zufolge nahezu linear mit steigender Entdeckungsquote: Jeder Anstieg um 1 Prozent bedeutet demnach einen Risikorückgang um 3 Prozent. Das Risiko eines tödlichen Intervallkarzinoms verringert sich sogar um 5 Prozent.

Die Adenom-Detektionsrate, sprich der Anteil der von einem Arzt durchgeführten Screening-Koloskopien, die zur Entdeckung mindestens eines Adenoms führen, wird schon heute als Qualitätsindikator verwendet - bisher allerdings mit dünner Evidenzbasis.

Durch die Daten des Gesundheitsdienstleisters Kaiser Permanente in Nordkalifornien wird sie nun deutlich robuster (NEJM 2014; 370: 1298-306).

265.000 Koloskopien ausgewertet

Die Daten zeigen eindeutig eine inverse Korrelation zwischen der Entdeckungsquote und Karzinomen, die sechs Monate bis zehn Jahre nach der Untersuchung auftraten. Dies betraf auch fortgeschrittene und tödliche Intervallkarzinome.

Die Gastroenterologen hatten durchschnittlich 2150 Koloskopien (zwischen einer Zahl von 355 und 6005) vorgenommen. Ihre Adenom-Detektionsraten reichten von 7,4 Prozent bis 52,5 Prozent, bei männlichen Patienten lagen sie erwartungsgemäß etwas höher, und zwar 9,7 Prozent bis 60,5 Prozent.

Während des Follow-up von 927.523 Personenjahren wurden 712 Intervallkarzinome diagnostiziert, und zwar im Median 39 Monate nach der Index-Koloskopie. Darunter waren 255 fortgeschrittene und 147 Tumoren, die im Beobachtungszeitraum der Studie zum Tode der Patienten führten.

Für die Analyse wurden die Detektionsraten von den Studienautoren in Quintilen zusammengefasst. Dabei zeigte sich: Mit steigender Quote ging das Risiko für ein Intervallkarzinom kontinuierlich zurück, und zwar von 9,8 auf 8,6, 8,0, 7,0 und 4,8 Fälle pro 10.000 Personenjahre. Dabei wurden demographische Daten und Indikationen für die Koloskopie berücksichtigt.

Risiko war um 48 Prozent geringer

Patienten, die von einem Arzt aus dem obersten Quintil - mit einer Entdeckungsquote von 34 bis 53 Prozent - endoskopiert worden waren, hatten ein um 48 Prozent geringeres Risiko für ein Intervallkarzinom als Patienten mit einem Untersucher aus dem untersten Quintil. In dieser Arztgruppe lag die Entdeckungsquote unterhalb von 19 Prozent.

Das Risiko für ein Stadium-III- oder -IV-Intervallkarzinom lag unter diesen Bedingungen für die Patienten um 57 Prozent niedriger, das Risiko für ein tödliches Intervallkarzinom sogar um 62 Prozent.

"Die Ergebnisse stützen die Validität der Adenom-Detektionsrate als Qualitätsmaßstab für die Koloskopie in Arztpraxen", schreiben die Autoren um Douglas A. Corley von der Forschungsabteilung von Kaiser Permanente in Oakland.

Ärzte, die ihre Quote von weniger als 19 Prozent auf eine Rate von mehr als 34 Prozent steigern, so lautet die Berechnung der Forscher, könnten dadurch pro 213 Koloskopien ein zusätzliches Intervallkarzinom bei den Patienten verhindern.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Adenomdetektionsraten

Nach KI-Unterstützung das Koloskopieren verlernt?

Darmkrebsfrüherkennung

Hochrisiko-Polyp: Rezidivrisiko offenbar auch bei Jüngeren hoch

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Tab. 1: Im Rahmen des Ringversuchs eingesetzte Anti-Claudin-18.2-Antikörperklone: Erfolgsraten und Problemanalyse. Berücksichtigt wurden Antikörper, die in 2 Laboren verwendet wurden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Claudin-18.2-Testung – wichtige Aspekte in der Praxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren