Wichtige Blutzuckerwerte mißt man postprandial

BERLIN (grue). Postprandiale Glukosespitzen erhöhen das kardiovaskuläre Risiko von Diabetikern. Wer insulinpflichtig ist, sollte deshalb auch nach den Mahlzeiten seinen Blutzuckerwert bestimmen.

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Insulinpflichtige Diabetiker messen mindestens dreimal täglich ihren Blutzucker selbst. Dabei sollten sowohl prä- als auch postprandiale Glukosewerte erfaßt werden, denn beide haben Einfluß auf den HbA1c-Wert und damit auf die Qualität der Blutzuckereinstellung. Darauf hat Professor Monika Kellerer vom Marienhospital Stuttgart hingewiesen.

"Besonders in den ersten Jahren eines Diabetes mellitus hat der postprandiale Wert stärkeren Einfluß auf den Gesamtglukosestoffwechsel als der Nüchternblutzucker", sagte die Diabetes-Spezialistin bei einer Veranstaltung der Unternehmen B. Braun und ratiopharm in Berlin.

Erst bei fortschreitender Erkrankung mit HbA1c-Werten über 8,4 Prozent sei der nüchtern gemessene Wert entscheidend, der postprandiale Wert habe aber weiterhin einen Anteil von mindestens 25 Prozent an der Gesamthyperglykämie. Dennoch werden die postprandialen Messungen gelegentlich vergessen; sie sind aber nach Auffassung der amerikanischen Diabetesgesellschaft ADA zumindest dann zwingend nötig, wenn:

  • eine postprandiale Hyperglykämie vorzuliegen scheint,
  • trotz guter Nüchternblutzuckerwerte der HbA1c zu hoch ist,
  • orale Antidiabetika mit Wirkung auf Glukosespitzen zur Medikation gehören oder
  • eine Hypoglykämie vermutet wird.

Wer unter Berücksichtigung der postprandialen Werte viermal am Tag den Blutzucker mißt, erhalte ein ähnlich zuverlässiges Blutzuckerprofil wie es durch kontinuierliche Messungen erzielt werde, so Kellerer. Das fortlaufende Glukosemonitoring zum Beispiel mit der GlukoWatch oder dem Medtronic Minimed System sei ohnehin noch keine Alternative zur Blutzuckerselbstmessung, sondern eher eine diagnostische Hilfe zur Aufdeckung versteckter Hypo- oder Hyperglykämien.

Außerdem ließen sich damit Glukosetrends bei einer Insulinpumpen-Einstellung erkennen. "Diabetiker, die ihre Therapie aktiv steuern wollen, müssen nach wie vor ihre Blutzuckerwerte selbst messen und auch interpretieren können", so Kellerer.

Zudem scheinen auch Patienten mit Typ-2-Diabetes, die noch kein Insulin brauchen, von der Blutzucker-Selbstkontrolle zu profitieren. Denn: Nach den Ergebnissen einer Metaanalyse verbessert die dadurch angepaßte Therapie den HbA1c-Wert im Mittel um 0,4 Prozent.

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