Fehlgeschlagene Krebstherapie

Wie Krebsviren ihre Wirtszellen schützen

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HEIDELBERG. Bestimmte Typen von humanen Papillomviren (HPV) verursachen Zervixkrebs, indem sie sich in eine Körperzelle einnisten und diese zu unkontrolliertem Teilen anregen.

Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) haben nun einen Mechanismus entdeckt, mit dem HPV die Tumorzellen vor DNA-Schäden durch Krebstherapien schützen (PLoS Pathog. 2014, online 6. März).

Chemotherapeutika und Bestrahlungen schädigen die DNA von Krebszellen. Dadurch wird der programmierte Zelltod aktiviert. Humane Papillomviren, die sich in Zervixzellen eingenistet haben, schützen ihre Wirtszellen vor diesem Schicksal und steigern damit ihre Resistenz gegen Krebstherapien.

Wissenschaftler vermuteten schon seit Langem, dass die beiden viruseigenen Gene E6 und E7 an diesem Prozess beteiligt sind.Das Protein LEDGF, das Krebszellen vor DNA-Schäden schützen kann, wird ohne die beiden HPV-Gene E6 und E7 kaum noch produziert, teilt das DKFZ mit.

Doch können die beiden HPV-Gene die Produktion von LEDGF auch aktivieren? Um das zu klären, schleusten die Forscher eines der beiden oder beide Virusgene in menschliche Hautzellen ein.

"Tatsächlich hat sich die Menge an LEDGF in diesen Zellen deutlich erhöht", wird Jenny Leitz, Erstautorin der Studie, in der Mitteilung zitiert. "Dabei war der Effekt am stärksten, wenn wir beide Gene in die Zellen eingebracht haben."

Auch in Gewebeschnitten von HPV-positiven Zervixkarzinomen und deren Vorstufen fanden die Forscher höhere LEDGF-Konzentrationen als in gesundem Gewebe. Aber heißt das auch, dass hohe LEDGF-Konzentrationen tatsächlich vor DNA-Schäden schützen?

Dafür behandelten die Wissenschaftler HPV-positive Gebärmutterhalskrebszellen mit DNA-schädigenden Chemikalien oder Gammastrahlen. "Wenn wir in den Krebszellen LEDGF blockiert haben, entstanden deutlich mehr DNA-Schäden und die Zellen teilten sich weniger", berichtet Studienleiter Professor Felix Hoppe-Seyler.

"Aus diesen Versuchen schließen wir, dass HPV die Produktion von LEDGF mithilfe ihrer Gene E6 und E7 aktivieren und Krebszellen so vor DNA-Schäden bewahren." Diese Erkenntnis könnte in Zukunft möglicherweise dazu genutzt werden, die Wirksamkeit von Chemo- und Strahlentherapie bei Tumoren zu steigern.

"Dazu müsste es gelingen, LEDGF-Blocker zu entwickeln, die gezielt in Krebszellen wirken", sagt Felix Hoppe-Seyler. "Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg." (eb)

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