FOLGE 3

Wie das Wechselspiel von Hirn und Welt zu deuten ist

NEU-ISENBURG (fst). Denke ich - oder denkt es mich? Auf diese Entgegensetzung läßt sich der Streit zwischen Philosophen und Hirnforschern über die Willensfreiheit des Menschen reduzieren.

Veröffentlicht:

Für die als Deterministen bezeichnete Gruppe von Hirnforschern sind wir durch neuronale Verschaltungen festgelegt. "Keiner kann anders, als er ist", sagt Wolf Singer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung. Die Annahme, es gebe einen "immateriellen Dirigenten", eine von neuronalen Prozessen unabhängige Instanz im Gehirn, ist für Singer Humbug.

Jede Handlung, jedes Gefühl hat danach ein neuronales Korrelat. Daher billigen Deterministen dem Gehirn eine Art Subjektstatus zu. Wer oder was handelt genau, wenn ein Mensch Beweggründe abwägt und Urteile trifft? Hier findet sich aus Sicht von Philosophen eine der Leerstellen in der Argumentation von Deterministen.

"Das limbische System schweigt zur Frage ‚Präimplantationsdiagnostik ja oder nein‘?", schreibt der Philosoph Lutz Wingert. Für die einer Entscheidung vorausgehenden Abwägungsprozesse existierten aber keine neurophysiologischen Äquivalente.

Geisteswissenschaftler untersuchen sinnhaft konstituierte Gegenstände, Naturwissenschaftler physische Phänomene. Die Debatte um Willensfreiheit könnte eine fruchtbare Fortsetzung erfahren, wenn beide Disziplinen stärker als bisher die Grenzen ihrer wissenschaftlichen Beschreibungssysteme ausloteten.

Mehr zum Thema

Australische Studie

So häufig führt Kindesmisshandlung zu psychischen Erkrankungen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

In Zahlen

Ärztemangel? Wir haben mal nachgerechnet

Lesetipps
„Kein Krankenhaus kennt momentan seine Zukunftsperspektive“: Der unparteiische Vorsitzende des G-BA, Professor Josef Hecken.

© Rolf Schulten

Kritik an Regierungsplänen

G-BA-Chef Hecken: Ärzten droht Burn-out nicht vom Geldzählen!