FOLGE 2

Was Philosophen im Reich der Synapsen suchen

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NEU-ISENBURG (fst). Setzt man einen Philosophen und einen Hirnforscher zum Disput an einen Tisch, so könnte sich das Gesprächsklima schnell abkühlen. Denn zu Ende gedacht machen zentrale Thesen von Hirnforschern die Philosophie schlicht überflüssig.

Wenn unser Handeln nicht unserem Willen entspringt, sondern das Gehirn unser Wollen determiniert, dann bleibt kein Platz mehr für das, was Philosophen den "autonomen Raum der Gründe" nennen.

Denn jener Raum, in dem der Mensch abwägend versucht, Urteile und Handlungen in Einklang zu bringen, ist die Basis allen Nachdenkens von Philosophen.

Entsprechend gereizt nannte beispielsweise der Berliner Philosoph Peter Bieri die These, der Mensch habe keine Willensfreiheit, als "ein Stück abenteuerliche Metaphysik".

Was ist genau die Aufgabe der Philosophie, wenn sie - zusammen mit Hirnforschern - die Welt erkundet?

STICHWORT

Libet-Experiment

Befürworter der Position, der Mensch sei bei Entscheidungen nicht frei, führen häufig die Ergebnisse des Libet-Experiments als Beleg an. Bei der Versuchsanordnung von Benjamin Libet werden Probanden gebeten, sich den Zeitpunkt des Entschlusses zur Beugung eines Fingers zu merken. Sie blicken auf eine Uhr, deren Zeiger in 2,56 Sekunden einen vollständigen Umlauf macht. Gleichzeitig messen Elektroden das Bereitschaftspotential der Gehirnströme.

Im Ergebnis zeigte sich, daß das Bereitschaftspotential der Erfahrung einer bewußten Intention immer 300 bis 500 Millisekunden vorausging. Erst war das Gehirn aktiv, dann wurde ein Wille bekundet. Kritiker halten den Versuch für ungeeignet, um eine Situation mit Relevanz für die Frage der freien Willensentscheidung nachzubilden.

Denn nicht die Entscheidung des Subjekts, sondern das Bewußtwerden der Entscheidung wurde gemessen. Zudem ist die Handlung ethisch und emotional irrelevant. Für Kritiker ist es fahrlässig, vom Ergebnis der einfachen Versuchsanordnung auf komplexe Entscheidungen hochzurechnen. 

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