Immunologie

Zu wenig Schlaf bremst T-Zellen aus

Forscher haben einen neuen Mechanismus entdeckt, über den Schlafmangel das Immunsystem beeinträchtigt.

Veröffentlicht:

TÜBINGEN. Schon nach drei Stunden Schlafmangel ist die Funktion der T-Zellen und damit des Immunsystems beeinträchtigt. Das haben Forscher um Dr. Stoyan Dimitrov von der Uni Tübingen herausgefunden (JEM 2019; online 12. Februar).

„T-Zellen zirkulieren ständig im Blutkreislauf und suchen nach Erregern. Die Adhäsion an andere Zellen erlaubt es ihnen, an infizierte Zellen anzudocken, um sie anschließend zu beseitigen“, wird Dimitrov in einer Mitteilung der Uni zitiert. Diese Adhäsionsfähigkeit war in einer Studie bei Probanden ohne Schlaf sichtlich reduziert.

Die Forscher führten mit zehn gesunden Probanden ein 24-stündiges Experiment durch: Eine Gruppe konnte nachts für acht Stunden schlafen, eine zweite blieb über den gesamten Zeitraum wach.

Während des Experiments wurde den Teilnehmern regelmäßig Blut abgenommen. Dabei überprüfte das Forschungsteam vor allem die Bindungsstärke der T-Zellen an das Molekül ICAM-1 (intercellular adhesion molecule-1), mit dem sie sich an andere Zellen anheften.

Unterdrückung konnte rückgängig gemacht werden

Zudem analysierten die Wissenschaftler das Blutplasma der Probanden: Das Plasma wurde für wenige Minuten auf isolierte T-Zellen gegeben. Stammte es von den Probanden ohne Schlaf, senkte es signifikant die Adhäsionsfähigkeit, verglichen mit dem Plasma der Probanden, die geschlafen hatten.

Diese Unterdrückung der T-Zellfunktion konnte das Team in einem weiteren Experiment rückgängig machen, indem es GaS-gekoppelte Rezeptoren blockierte.

Über diese wirken unter anderem das Stresshormon Adrenalin und Prostaglandine. Außerdem wiesen die Forscher nach, dass Adrenalin und Prostaglandine die Adhäsion stark beeinträchtigen, wenn sie direkt auf T-Zellen gegeben wurden.

Dieselben Substanzen sind bekanntlich auch bei einer Reihe pathologischer Zustände stark erhöht, beispielsweise bei chronischem Stress oder Krebs. „Das heißt, dass die Befunde auch außerhalb der Schlafforschung klinische Relevanz haben“, heißt es in der Mitteilung.

Die Ergebnisse zeigten einen möglichen, grundlegenden Mechanismus, über den Schlaf den Menschen beim alltäglichen Kampf gegen Erreger unterstützt. (eb/bae)

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