COVID-19-Management

390 Corona-Intensivpatienten in Baden-Württemberg: Dann greift 2G

Baden-Württemberg will die Vorgaben für Corona-Ungeimpfte verschärfen. Werden zwei Warnstufen überschritten, soll der Bewegungsradius für diese Gruppe schrumpfen. Kammerchef Miller hält das für „zumutbar“.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Begrüßt die geplante neue Corona-Verordnung in Baden-Württemberg als „notwendig und richtig“: Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer.

Begrüßt die geplante neue Corona-Verordnung in Baden-Württemberg als „notwendig und richtig“: Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer.

© Dr. Oliver Erens / LÄK BW

Stuttgart. Baden-Württemberg plant die bundesweit schärfsten Corona-Regeln für Ungeimpfte. Ab kommender Woche sollen umfangreiche 2G-Regeln gelten, die im Falle der Überschreitung bestimmter Hospitalisierungswerte den Bewegungsradius von Ungeimpften stark einschränken würden.

Die neue Corona-Verordnung sieht zwei Warnstufen vor. Sind 250 Intensivbetten im Land mit COVID-19-Patienten belegt oder müssen acht von 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen stationär aufgenommen werden (Hospitalisierungsindex), greift Stufe 1. Ab diesem Zeitpunkt müssen Ungeimpfte einen PCR-Test vorweisen, wenn sie beispielsweise ins Kino und ins Restaurant wollen.

Die Warnstufe 2 soll dann greifen, wenn 390 Intensivbetten belegt sind und der Hospitalisierungsindex 12 beträgt. Ab diesem Schwellenwert gilt die 2G-Regel, so dass nur noch Geimpfte und Genesene sich völlig frei im öffentlichen Raum bewegen können. Ausnahmen von 2G soll es nur für Einrichtungen der Grundversorgung wie Supermärkte oder Tankstellen geben.

7,4 Prozent aller Intensivbetten belegt

Am Mittwoch waren in Baden-Württemberg 171 Intensivbetten mit COVID-19-Patienten belegt, das sind 7,4 Prozent aller aktuell betreibbaren Intensivbetten. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt aktuell bei 93,3. Nach einer Prognose des Landesgesundheitsamts könnte die Zahl der belegten Intensivbetten bis zum 20. September aber auf rund 300 steigen – damit wäre die Warnstufe 1 bereits überschritten.

Der Präsident der Landesärztekammer, Dr. Wolfgang Miller, lobte das Vorhaben des Sozialministeriums als „notwendig und richtig“. Es gehe darum, „jetzt zu reagieren und nicht erst in drei bis vier Wochen“, sagte Miller der „Ärzte Zeitung“. In Baden-Württemberg gehen an diesem Wochenende die Sommerferien zu Ende. Befürchtet wird, dass – wie in anderen Bundesländern – Reiserückkehrer einen Anstieg der Infektionen auslösen.

„Mittelalterliche Daumenschrauben“

Der Kammerpräsident bescheinigt der Landesregierung daher einen „klaren Blick auf die Realität“. Miller nannte es „zumutbar“, dass Ungeimpfte bestimmten Aktivitäten fernbleiben sollen. Der Arztbesuch oder der Gang zur Arbeit sei davon ja nicht betroffen.

Das Sozialministerium wollte ursprünglich am Freitag weitere Details zur geplanten Verordnung verkünden. Dies wurde am Freitagnachmittag auf kommende Woche verschoben. Grund für die Verzögerung sei die Abhängigkeit der Landesregeln vom neuen Infektionsschutzgesetz des Bundes – dieses trete aber voraussichtlich erst kommenden Mittwoch in Kraft, hieß es. Bisher gibt es eine 2G-Regel nur in Hamburg – aber dort ist es Restaurant- oder Hotelbetreibern freigestellt, ob sie diese Vorgabe im eigenen Haus anwenden.

Harsche Kritik am Vorhaben der grün-schwarzen Landesregierung kommt von der Opposition im Landtag. FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sprach von „mittelalterlichen Daumenschrauben zur Durchsetzung von Impfungen“. Es sei nicht verhältnismäßig, wenn wegen zwölf von 100.000 Einwohnern, die binnen einer Woche mit Symptomen ins Krankenhaus kommen, „eine ganze Gruppe von Menschen von Bereichen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen wird“.
Lesen sie auch
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Antikörper macht‘s möglich

Zähne einfach nachwachsen lassen – wie beim Hai?

Digitalisierung und Medikamente

Apotheker entwickelt eigene E-Rezept-App

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer