Protest
Ärztedemo vor dem Brandenburger Landtag: Warnung vor „Eiszeit in den Praxen“
Mehrere Hundert Demonstranten forderten am Mittwoch in Potsdam Unterstützung für die ambulante Versorgung. Gesundheitsministerin Nonnenmacher bringt sich dabei als Vermittlerin ins Gespräch. Das gefällt nicht allen.
Veröffentlicht:
Demonstranten vor dem Landtag warnten, die ambulante Versorgung könne dauerhaft Schaden nehmen, wenn die politische Unterstützung für die Praxen ausbleibt.
© Benjamin Lassiwe
Potsdam. Auf den Protestschildern steht „Eiszeit in den Praxen“ und „Praxissterben gefährdet die Gesundheit“: Mehrere Hundert ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte sowie Praxismitarbeiter haben am Mittwoch vor dem Potsdamer Landtag protestiert. Damit wenden sie sich gegen sich verschlechternde Arbeitsbedingungen in der ambulanten Versorgung.
Der Vorsitzende des Brandenburger Landesverbands nephrologischer Praxen (BLNP), der Potsdamer Nephrologe Jens Ringe, warnte davor, dass sich die flächendeckende Versorgung nicht mehr aufrecht erhalten lasse, wenn sich die Politik „nicht endlich mit der ambulanten Medizin beschäftigt.“ Es würden Menschen zu Schaden kommen, wenn Politik und Krankenkassen nicht endlich aufwachten.
Die designierte KV-Vorsitzende Catrin Steiniger sagte, ohne leistungsgerechte, entbudgetierte Vergütung könne „die ambulante Versorgung in dieser Form in Zukunft nicht mehr gewährleistet werden.“ Man stehe an einem Scheideweg, der durch Mangel an „Arztzeit“ und die Alterspyramide der Bevölkerung forciert werde. Auch das scheidende Vorstandsmitglied der KV Brandenburg, Andreas Schwark, verwies darauf, dass die Bürger die Verschlechterungen in der Versorgung spüren würden. „Es wird keine Versorgung mehr geben, wie sie die Bevölkerung gewohnt ist.“

Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher bei der Demo.
© Benjamin Lassiwe
Nonnenmacher für Verhandlungen über höhere Honorare
Bei der Demonstration sprach auch Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Sie betonte, dass ihr die Probleme der niedergelassenen Ärzte bewusst seien und verwies auf die Strom- und Gaspreisbremse, die für Arztpraxen im kommenden Jahr genau so gelten würden, wie für Industriebetriebe.
„Ich sehe, dass es an der Zeit ist, dass in der Selbstverwaltung Verhandlungen über höhere Honorare geführt werden“, sagte Nonnemacher. Sie stehe dafür als Vermittlerin bereit. Doch der Applaus für die Ministerin blieb spärlich, einmal erntete sie sogar Pfiffe und Buhrufe. Für das erste Quartal des kommenden Jahres kündigten die demonstrierenden Ärzte zudem eine Aktionswoche an, in der die Praxen weitgehend geschlossen bleiben sollen. (lass)