Pilotprojekt

„Bayern goes SDM“: Patient und Arzt entscheiden gemeinsam

Die Universitätsklinika im Freistaat wollen Krebspatienten systematisch in die Therapieentscheidung einbeziehen. Die soll medizinisch sinnvoll sein, aber auch zur Lebenssituation passen.

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München. Eine höhere Patientenkompetenz, Therapietreue, ein geringeres Risiko der Über-, Unter- und Fehlversorgung, eine Erhöhung der Versorgungsqualität sowie Patientensicherheit und unterm Strich ein besseres Behandlungsergebnis: Das erhofft man sich vom Pilotprojekt „Bayern goes SDM“, wie das Bayerische Zentrum für Krebsforschung (BZKF) am Mittwoch meldet. Im Zuge einer patientenzentrierten Versorgung wollen die sechs Universitätsklinika im Freistaat in München, Erlangen, Würzburg, Augsburg und Regensburg das „Shared Decision Making“ – kurz SDM und zu Deutsch „geteilte Entscheidungsfindung“ – systematisch implementieren.

Stellten sich Patienten in der Klinik vor, setzten Ärzte oft voraus, dass entsprechende Gespräche bereits beim niedergelassenen Kollegen stattgefunden haben. Das aber sei oft nicht der Fall, sagt Professor Claus Belka, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Münchner LMU-Klinikum und Sprecher der BZKF-Projektgruppe SDM. Lebenssituationen und Präferenzen von Patienten würden dann im klinischen Alltag noch immer zu wenig berücksichtigt. Das soll sich nun ändern.

Anschubfinanzierung vom Land

Auch mithilfe einer Anschubfinanzierung vom Land soll SDM im Freistaat als erstem deutschen Bundesland systematisch vorangebracht werden. Das BZKF orientiert sich dabei am Share-to-Care-Programm, das im Rahmen des Projekts „Making SDM a Reality“ am Uniklinikum Kiel entwickelt und evaluiert wurde. Die Strategie umfasst vier Module: Ein spezielles Ärztetraining, die Qualifizierung des Pflegepersonals, die Aktivierung von Patienten sowie den Einsatz von Entscheidungshilfen für wichtige Therapieentscheidungen für Patienten.

Und so funktioniert das Ganze im Klinikalltag: Patienten werden über die Handlungsoptionen informiert, die in ihrer Situation infrage kommen, einschließlich der damit verbundenen Vor- und Nachteile. Gemeinsam mit dem Arzt wird dann eine Therapieentscheidung getroffen, die medizinisch sinnvoll ist, aber auch die persönliche Lebenssituation sowie die Bedürfnisse der Patienten berücksichtigt. Je nach individueller Krankheitssituation können diese Entscheidungen ein Spektrum von modernsten Verfahren der Tumortherapie bis hin zur Palliativversorgung umfassen. (mic)

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