Gesundheits- und Pflegeberufe

Brandenburgs Landtag will Abschlüsse aus dem Ausland schneller anerkennen

Ursula Nonnemacher, Brandenburgs Gesundheitsministerin, hält es für nötig, die beruflichen Qualifikationen von Zugewanderten schnell und transparent anzuerkennen. Das Fachkräfteproblem im Gesundheitswesen sei eklatant.

Veröffentlicht:
Gegen den Ärztemangel will Brandenburg ausländische Berufsabschlüsse im Gesundheitswesen beschleunigt anerkennen.

Ärzte aus aller Welt: Gegen den Ärztemangel will Brandenburg ausländische Berufsabschlüsse im Gesundheitswesen beschleunigt anerkennen.

© samc / stock.adobe.com

Potsdam. Brandenburgs Landtag hat sich mit den Stimmen der Koalition aus SPD, CDU und Grünen sowie der Freien Wähler bei Enthaltung der Linken und gegen die Stimmen der AfD für eine beschleunigte Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse im Gesundheitswesen ausgesprochen.

„Das Fachkräfteproblem im Gesundheitswesen ist eklatant“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Prof. Dr. Michael Schierack. „Wir brauchen zusätzliche Fachkräfte.“ Jeder, der aus dem Ausland nach Brandenburg komme, die nötigen Fähigkeiten habe, und die Sprache spreche, sei im Gesundheitsbereich herzlich willkommen.

Aus Sicht von Schierack sollte etwa eine Regel gefunden werden, wonach ein Arzt, der in einem Bundesland eine Berufserlaubnis erhalten hat, diese in alle Bundesländer mitnehmen könne. Ähnlich äußerte sich die Grünen-Abgeordnete Carla Kniestedt. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum ein Arzt in Bayern Patienten behandeln darf, nicht aber in Schleswig-Holstein.“

Deutschland ist auf ausländische Fachkräfte angewiesen

Die AfD-Abgeordnete Daniela Oeynhausen nannte es dagegen einen Irrtum, zu glauben, mit Migration den Ärztemangel beheben zu können. „Gute Sprachkenntnisse sind häufig die größte Hürde für ausländische Mediziner, aber ohne die geht es nicht“, sagte Oeynhausen. In Deutschland würden seit Jahren zu wenig Mediziner ausgebildet. Gleichzeitig würden aber viele Ärzte Deutschland verlassen. Dies geschehe etwa wegen „des unerträglichen Linksdralls in der Gesellschaft, der Leistungsträger flüchten lässt.“

Lesen sie auch

Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Landtag, Björn Lüttmann (SPD) erklärte dagegen, Deutschland sei schon heute auf ausländische Fachkräfte angewiesen. „Sicher, zunächst werden wir alles unternehmen müssen, um die Gesundheitsberufe für deutsche Nachwuchskräfte attraktiv zu machen“, sagte Lüttmann. „Aber wir werden um die Werbung ausländischer Fachkräfte nicht herumkommen.“

Nötig sei etwa ein weiterer Aufwuchs des Personals im Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit, das für die Anerkennung zuständig sei. Zudem müsse man eine bessere Willkommenskultur schaffen. „Richtig kontraproduktiv beim Werben ausländischer Arbeitskräfte sind ausländerfeindliche Parolen und das Schüren von Ängsten“, sagte Lüttmann an die Adresse von Oeynhausen gewandt.

Zahl der Pflegekräfte sei schon heute nicht ausreichend

Für die oppositionelle Linke sagte der Neuruppiner Abgeordnete Ronny Kretschmer, dass die Zahl der Pflegekräfte schon heute nicht ausreichend sei. „Im Durchschnitt benötigen Arbeitgeber zwischen 210 und 230 Tage, um eine unbesetzte Stelle in der Pflege zu besetzen“, sagte Kretschmer. „Überall herrscht aktuell ein akuter Mangel.“

Auch die Abgeordnete der Freien Wähler, Ilona Nicklisch, erklärte: „Jetzt rächt es sich, dass über Jahrzehnte in der Pflege gespart wurde.“ Nötig seien vor allem mehr Ausbildungsplätze, bessere Arbeitsbedingungen und eine angemessene Entlohnung.

Fachkräftesicherung sei zentrale Herausforderung unserer Zeit

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) nannte die Fachkräftesicherung eine „zentrale Herausforderung unserer Zeit“. Es sei nötig, dass die beruflichen Qualifikationen von Zugewanderten schnell und transparent anerkannt werden.

Lesen sie auch

Im LAVG seien im letzten Haushalt bereits drei neue Stellen geschaffen worden. Das Internetangebot sei ausgebaut worden, die Servicezeiten wurden verlängert. Auch die Werbung und Bekanntmachung für Bundesprogramme zur Aquise von Fachkräften aus dem Ausland sei verstärkt worden. Insgesamt stehe Brandenburg bei der Anerkennung ausländischer Fachkräfte aber nicht schlecht da. (lass)

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse