Wahl im zweiten Anlauf

Braun und Reinhardt neue KV-Vorstände in Baden-Württemberg

Ein Orthopäde und eine Hausärztin stehen künftig der KV Baden-Württemberg vor. Nach dem Eklat im ersten Anlauf wählten die Delegierten Dr. Karsten Braun und Dr. Doris Reinhardt in großer Geschlossenheit.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht: | aktualisiert:
Wollen einen „integrativen Vorstand“ bilden: Vorstandsvize Dr. Doris Reinhardt und der Vorstandsvorsitzende Dr. Karsten Braun.

Wollen einen „integrativen Vorstand“ bilden: Vorstandsvize Dr. Doris Reinhardt und der Vorstandsvorsitzende Dr. Karsten Braun.

© Florian Staeck

Stuttgart. Im zweiten Anlauf hat die KV Baden-Württemberg am Samstag ihren neuen Vorstand bestimmt. Anders als beim ersten Anlauf, der in einem Eklat endete, präsentierten sich die Vertreter am Samstag in großer Einigkeit.

Der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Karsten Braun wurde mit 41 Stimmen ohne Gegenkandidaten zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Vier Delegierte enthielten sich, einer stimmte gegen Braun, eine Stimme war ungültig. Stellvertretende Vorständin ist die Hausärztin Dr. Doris Reinhardt, die 45 von 47 abgegebenen Stimmen erhielt, zwei Vertreter enthielten sich. Auch Reinhardt hatte keine hausärztlichen Gegenkandidaten.

Braun und Reinhardt treten damit zum Jahreswechsel die Nachfolge von Dr. Norbert Metke und Dr. Johannes Fechner an, die zwölf Jahre die Geschicke der KVBW geleitet hatten.

Mehr Geld von den Kassen

Reinhardt und Braun ließen in ihren Vorstellungsreden unterschiedliche Facetten ihrer künftigen KV-Politik erkennen. Braun zeichnete das Bild einer „hochdramatischen Lage“ in der Gesundheitspolitik. In der Honorarpolitik in Baden-Württemberg kündigte er an, von den Krankenkassen mehr Geld fordern zu wollen. Dies betreffe einerseits den Beitrag der Kassen in Höhe von bisher zehn Millionen Euro pro Jahr für die Terminservicestellen.

Andererseits müsse auch der Obolus steigen, den die Kassen bisher für den ärztlichen Notdienst beisteuern. Dies sind bisher rund 13 Millionen Euro pro Jahr – die Gesamtkosten für die KVBW belaufen sich indes auf etwa 50 Millionen Euro. In der Honorarpolitik plädierte Braun dafür, „ganz neue Wege zu denken“. So sollte beispielsweise erwogen werden, inwieweit die Selektivverträge im Südwesten „ein Muster für gelingende Patientensteuerung“ sein könnten.

Bei Problemen der Sicherstellung sprach sich Braun für langfristig von den Kassen zu zahlende Sicherstellungszuschläge aus. Angesichts der aus seiner Sicht von Gesundheitspolitikern zu verantwortenden Lücken in der Sicherstellung müsse man überlegen, ob die KVBW „jedes Feuer löschen will“ oder ob die Unterversorgung „erlebbar“ werden müsse.

KVBW darf „kein Spielball der Politik sein“

Vorstandsvize Reinhardt hatte vor ihrer Wahl für eine KVBW plädiert, die die ärztlichen Anliegen in der Politik selbstbewusst vorbringt. „Wir reden mit. Nie ohne uns“, war ihr mehrfach variiertes Credo. Die Politik sei in der Vergangenheit auf dem „ambulanten Auge“ immer wieder blind gewesen, deshalb dürfe die KVBW niemals „Spielball der Politik“ werden.

Zugleich signalisierte sie Richtung Politik, dass sie Verlässlichkeit garantiere. Als KV-Vorständin werde sie „Sicherstellung zusagen“ – sich gegenüber der Politik zu verweigern, sei keine gute Strategie, sagte Reinhardt auf Nachfrage von Vertretern.

Reinhardt sprach sich für Kooperation und Teambildung der niedergelassenen Ärzte mit Gesundheitsfachberufen aus. Die Praxisteams seien ohnehin die „Speerspitze der ambulanten Versorgung“. Allerdings müssten die Ärztinnen und Ärzte konzeptionell immer führend in diesen Kooperationen sein, forderte sie.

Vorstand, der der VV die „Hand der Zusammenarbeit reicht“

Braun kündigte insgesamt eine „Kontinuität in der Standespolitik“ an und versprach, das Duo werde als „integrativer Vorstand“ agieren, der der Vertreterversammlung „die Hand der Zusammenarbeit reicht“. Am 25. Januar wird die Vertreterversammlung erstmals gemeinsam mit dem neuen Vorstand tagen.

Karsten Braun, 54, ist seit dem Jahr 2000 in einer Gemeinschaftspraxis in Wertheim als niedergelassener Orthopäde tätig. Er hat berufsbegleitend Medizinrecht an der Universität Münster studiert. Berufspolitisch war er unter anderem als Mitglied im Vorstand der Ärzteschaft Tauberbischofsheim engagiert, seit 2016 ist er Delegierter in der Vertreterversammlung der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg.

Doris Reinhardt, 60, hat im Jahr 1993 eine hausärztliche Gemeinschaftspraxis in Friesenheim im Ortenaukreis gegründet. Berufsbegleitend hat sie sich am Fortbildungsinstitut für Supervision (FiS) in Wiesbaden zur Diplom-Supervisorin weitergebildet. 2014 ist sie in den Vorstand des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg und 2017 in die VV der KVBW gewählt worden. Ein Jahr später folgte dann ihre Wahl in den Vorstand der Landesärztekammer.

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