Westfalen-Lippe
Hausärzte bleiben größtes Sorgenkind
Neue Bedarfsplanung beschert mehreren Fachgruppen Zuwächse bei den Sitzen. Doch bei Hausärzten fehlt der Nachwuchs.
Veröffentlicht:Dortmund. In Westfalen-Lippe hat die Reform der Bedarfsplanung vor allem bei Psychotherapeuten, Nervenärzten und Kinderärzten zu einer nennenswerten Zahl neuer Sitze für Vertragsärzte geführt, viele Planungsbereiche in der Region werden für diese Gruppen entsperrt. Bei den Hausärzten gibt es nach wie vor eine Menge von Zulassungsmöglichkeiten – bei unveränderter Schwierigkeit, diese auch zu besetzen.
„Die hausärztliche Versorgung macht uns weiterhin die größten Sorgen“, sagte Ansgar von der Osten, Leiter des Geschäftsbereichs Sicherstellungspolitik und -beratung bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) vor Journalisten in Dortmund.
Für gerade einmal 47,25 der 238,5 Zulassungsmöglichkeiten liegen Bewerbungen von Hausärzten vor, berichtete er. „Unsere Steuerungsmöglichkeiten laufen ins Leere, weil es nicht genug Ärzte gibt.“
Übergangsregelung genutzt
Der Landesausschuss in Westfalen-Lippe hat bei den Hausärzten von der Übergangsregelung in der Bedarfsplanungsrichtlinie Gebrauch gemacht, Zulassungsbeschränkungen auch bei einem Versorgungsgrad zwischen 100 und 110 Prozent anzuordnen. „Wir wollen eine Verbesserung der Versorgung dort erreichen, wo das Soll noch nicht erreicht ist“, erläuterte von der Osten.
Im Mai dieses Jahres wird es neue Niederlassungsmöglichkeiten für Hausärzte in der bisherigen Sonderregion Ruhrgebiet geben, für die bislang andere Verhältniszahlen gelten als im Rest der Republik.
Die Sorge der KVWL: Ein Großteil der Interessenten wird in die ohnehin schon gut versorgten Städte gehen. „Wir können nur hoffen, dass sich zum Beispiel die Versorgung in Bochum nicht zu stark zulasten der angrenzenden Bereiche verbessert“, sagte er.
Kleinteiligere Bedarfsplanung hat Vorteile
KVWL-Chef Dr. Dirk Spelmeyer begrüßte, dass die Bedarfsplanung durch die Reform kleinteiliger geworden ist. Das erlaube es, den Versorgungsbedarf regional scharf und detailliert zu analysieren. „Wir wollen die drohende Unterversorgung sehr frühzeitig erkennen“, sagte er.
Die Analyse allein reiche aber nicht aus, sie müsse von finanziellen Anreizen flankiert werden, um den Nachwuchs für die Niederlassung zu begeistern. Das Beispiel Westfalen-Lippe zeige, dass sich solche Investitionen lohnen, betonte er.
Dort flössen jedes Jahr 14 Millionen Euro in die Förderung von Weiterbildungsassistenten. Zurzeit profitierten davon 491 Ärztinnen und Ärzte. „Ich finde, das ist schon eine ganz ordentliche Zahl.“