Qualitäts- und Strukturprüfungen

Hochwassergebiete: Klinikärzte fordern Bürokratiestopp

Krankenhäuser im Umfeld der Hochwassergebiete müssen die Patienten aus den evakuierten Kliniken aufnehmen und Intensivplätze organisieren. Sie fordern Kulanz bei fristgebunden Prüfungen.

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Das St. Antonius Hospital in Eschweiler gehört zu den Krankenhäusern, die wegen des Hochwassers evakuiert werden mussten.

Das St. Antonius Hospital in Eschweiler gehört zu den Krankenhäusern, die wegen des Hochwassers evakuiert werden mussten. Die aufnehmenden Kliniken sind nun entsprechend stärker belastet.

© Ralf Roeger/dpa

Berlin/Köln. Die Krankenhäuser in der Nähe der Hochwassergebiete arbeiten am Limit und hoffen, dass sie vorübergehend von bürokratischen Belastungen befreit werden. Darauf haben die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Marburger Bund (MB) NRW/Rheinland-Pfalz hingewiesen.

„Wir bewerkstelligen nicht nur die zusätzliche medizinische Versorgung Hunderter Verletzter in den vergangenen Tagen, sondern übernehmen auch die gesamte ambulante und stationäre Versorgung der Patienten aus den evakuierten Krankenhäusern“, berichtet die Dürener Klinikärztin Eleonore Zergiebel, die auch Mitglied des MB-Landesvorstandes ist.

In Eschweiler und Trier mussten zwei Krankenhäuser komplett evakuiert werden, weitere Häuser haben den stationären Betrieb eingestellt. „Die verschont gebliebenen Kliniken in deren Umfeld betreuen die verlegten Patienten mit, übernehmen sie in der Ambulanz und auch stationär“, so Zergiebel. Die Zahl der Intensivbetten sei wegen der Standortschließungen ausgedünnt.

Erst Corona, jetzt Hochwasser

Das habe zur Folge, dass vor allem die Suche nach einer weiteren Versorgung der Intensivpatienten sehr viel Zeit in Anspruch nehme, diese Zeit wiederum fehle bei der Patientenversorgung. „Die Corona-Pandemie ist noch nicht bewältigt, da trifft uns obendrein in NRW und Rheinland-Pfalz zusätzlich diese Naturkatastrophe hart“, sagt die Ärztin.

Die Klinikärzte fordern deshalb eine Entlastung von den bürokratischen Arbeiten, um mehr Zeit für die Patienten zu haben. „Wir sind täglich mehrere Stunden damit beschäftigt, eine überflüssige Misstrauensbürokratie und vor allem die GBA-Qualitätsprüfungen zu bedienen“, kritisiert Zergiebel. Dazu kämen Strukturprüfungen. Diese seien noch aufwendiger und bänden Ärzte für die Abrechnungsbürokratie. „Wir müssen davon sofort entlastet werden“, fordert Zergiebel.

DKG fordert wirtschaftliche Perspektive

Die Krankenhäuser müssten sich jetzt ausschließlich auf die medizinische Versorgung konzentrieren können, fordert auch die DKG. Deshalb erwarte sie Kulanz und Entgegenkommen zum Beispiel bei fristgebundenen Meldepflichten sowie eine wirtschaftliche Absicherung.

„Besonders von der Flutkatastrophe betroffene Kliniken, die ihren Betrieb auf absehbare Zeit nicht oder nur eingeschränkt wieder aufnehmen können und mit Erlösverlusten rechnen müssen, benötigen eine außerordentliche finanzielle Hilfeleistung, um für sich und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine wirtschaftliche Perspektive zu erhalten“, schreibt die DKG.

Diese Hilfeleistung sollte aus den Mitteln des angekündigten Rettungsfonds des Bundes und der Länder gespeist und zum Beispiel in Form von Ausgleichszahlungen nach dem Muster der Corona-Ausgleichszahlungen geleistet werden.

Ersatzkassen haben schon Unterstützung zugesagt

Die Ersatzkassen haben bereits unbürokratische Unterstützung für die betroffenen Kliniken zugesagt. Schon in der Vergangenheit hätten sie für Krankenhäuser, die wegen Hochwassers evakuiert werden mussten, unkomplizierte Regelungen für deren finanzielle Stabilität gefunden, sagte der Leiter der vdek-Landesvertretung in Rheinland-Pfalz, Martin Schneider, bereits kurz nach der Hochwasserkatastrophe.

Gesucht würden unkomplizierte und unbürokratische Wege, was etwa den Ort der Leistungserbringung oder die Abrechnung von Leistungen bei verlorenen gegangenen Unterlagen angeht, kündigte er an. (chb)

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