Kooperationsvertrag

Kliniken in Magdeburg bauen millionenschweres Eltern-Kind-Zentrum

Am Standort des Magdeburger Klinikums soll ein Zentrum mit Kinder- und Jugendmedizin, Frauenheilkunde und Geburtshilfe entstehen. Träger sind das städtische Klinikum und die Uniklinik.

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Das städtische Klinikum in Magdeburg wird Standort für ein modernes Eltern-Kind-Zentrum.

Das städtische Klinikum in Magdeburg wird Standort für ein modernes Eltern-Kind-Zentrum.

© Jens Wolf / ZB / picture alliance

Magdeburg. Ein gemeinsames Eltern-Kind-Zentrum steht an erster Stelle des in dieser Woche geschlossenen Kooperationsvertrages zwischen dem Klinikum Magdeburg (KMD) und der Uniklinik der Landeshauptstadt.

Das mehr als 50 Millionen teure Zentrum mit Kinder- und Jugendmedizin, Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie soll in den kommenden Jahren am Standort des stadteigenen Krankenhauses entstehen. Es läutet für beide Einrichtungen eine neue Ära ein. Ob daraus am Ende eine Fusion wird, darüber wollte Wissenschaftsminister und Uni-Aufsichtsvorsitzender, Prof. Armin Willingmann (SPD) nicht spekulieren.

„Wichtig ist jetzt, die Vereinbarung schnell mit Leben zu erfüllen.“ Das gebietet auch die wirtschaftliche Lage. Beide Häuser stehen unter erheblichem Kostendruck. Während das Uniklinikum bereits seit Jahren Millionenverluste im zweistelligen Bereich einfährt, geriet das Klinikum Magdeburg sowohl durch Pandemie als auch Energiekrise in eine wirtschaftliche Schieflage. Im Oktober hatte der Magdeburger Stadtrat deshalb beschlossen, einen 30-Millionen-Euro-Kredit des KMD mit einer Ausfallbürgschaft in Höhe von 20 Millionen Euro abzusichern.

Krankenhauslandschaft stärken

Wissenschaftsminister Willingmann hofft, dass die künftige Zusammenarbeit der beiden Großklinika die Chance bietet, Spitzenmedizin und Patientenversorgung in der Landeshauptstadt zukunftsfest zu machen und damit zugleich die Krankenhauslandschaft im nördlichen Sachsen-Anhalt zu stärken. Vorrangige Ziele seien Abbau und Vermeidung von Doppelstrukturen, Geldeinsparungen, Qualitätssicherung. Das Eltern-Kind-Zentrum solle den Weg für weitere Verzahnungen weisen.

„Die Einheit des Maximalversorger wird den Menschen in Magdeburg und umliegenden Regionen auch künftig eine gute medizinische Versorgung sichern“, so Simone Borris, Magdeburgs neue Oberbürgermeisterin und zugleich KMD-Verwaltungsratsvorsitzende. Den Chefsessel im Rathaus hat die Parteilose erst vor vier Monaten bezogen. Dem KMD-Verwaltungsrat stand sie bereits in ihrer vorangegangenen Funktion als Beigeordnete für Soziales, Jugend und Gesundheit vor und zumindest vorerst soll es dabei bleiben. „Ich bin stolz auf dieses Klinikum“, sagt sie und spricht sich im gleichen Atemzug für die universitäre Medizin und Forschung am Standort Magdeburg aus. Unisono mit Marco Bohn, kaufmännischer Direktor der Uniklinik und Willi Lamp, KMD-Geschäftsführer fordert die Bürgermeisterin, die Heiligabend ihren 60. Geburtstag feiert, verlässliche Rahmenbedingungen für Krankenhäuser.

Es kommen Patienten aus anderen Regionen

Weder der Krankenhausplan des Landes noch die versprochenen 20 Milliarden Euro von Karl Lauterbach für die Krankenhauslandschaft könnten das System retten. Insbesondere bei der Überarbeitung des DRG-Systems sei Hochdruck geboten. „Wer Blätter schützen will, darf die Wurzel nicht sterben lassen“, bemüht Willi Lamp einen Vergleich. Immer öfter kommen auch in sein Klinikum immer mehr Patienten aus anderen Regionen, weil private Krankenhäuser unrentable Stationen – vorrangig Kinder- und Geburtenabteilungen – schließen. Zudem meldeten sich Notaufnahmen regelmäßig nach 16 Uhr ab, weil Labore nicht besetzt wären oder anderweitig Personal fehle. Lamp: „Die Politik fordert Spitzenmedizin in modernen Zentren, aber Zentrumszuschläge werden abgelehnt.“ Selbst der längst überfällige Vorschlag aus dem Bundesgesundheitsministerium, Kindermedizin vom DRG-System abzukoppeln, sei noch weit von der Umsetzung entfernt.

„Wir sind oft zu leise, machen einen guten Job. Es reicht aber nicht mehr alles unkommentiert hinzunehmen”, sagt Simone Borris, die überlegt, einen Brief an den Bundesgesundheitsminister zu schreiben. In Bezug auf kommunale Krankenhäuser aber ist sie sicher: „Mit der Kooperation dokumentieren wir, dass es Medizin in öffentlicher Hand geben muss. Gesundheit darf nicht dem Markt allein überlassen bleiben.“

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