Baden-Württemberg

Projekt mit Telearzt im Knast ist „erfolgreich“

Justizministerium zieht positive Zwischenbilanz der Tele-Visiten in Haftanstalten.

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STUTTGART. Das baden-württembergische Justizministerium hat nach eigenen Angaben „äußerst positive“ Rückmeldungen auf das Telemedizinprojekt in Haftanstalten erhalten.

Im vergangenen Jahr startete in sechs Vollzugsanstalten ein Pilotprojekt zur telemedizinischen Behandlung von Gefangenen. In der Testphase seien 316 Gefangene telemedizinisch versorgt worden.

„Alle Behandlungen verliefen erfolgreich“, schreibt die Landesregierung in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der SPD im Landtag.

In 95 Prozent der Fälle konnte den Patienten durch die Videobehandlung abschließend geholfen werden. Lediglich ein JVA-Insasse habe diese Behandlungsform abgelehnt.

Modellprojekt wird ausgeweitet

Die telemedizinischen Behandlungen würden in der elektronischen Gesundheitsakte der Haftanstalt, auf die der Telearzt für die Dauer der Behandlung online Zugriff hat, dokumentiert. „Somit ist die Kontinuität der Behandlungen auch bei unterschiedlichen Behandlern gewährleistet.“

Bei den Tele-Visiten seien Mitarbeiter des Krankenpflegedienstes durchgängig anwesend gewesen, die zusätzlich den Informationstransfer unterstützen.

Schon kurz nach dem Start hätten weitere Haftanstalten um Aufnahme in das Modellprojekt gebeten. Im März hat das Justizministerium dann die Ausweitung auf alle landesweit 17 Einrichtungen bekannt gegeben.

"Sinnvolle Ergänzung"

Landesweit sind derzeit 43 Stellen für Anstaltsärzte ausgewiesen, von denen aber nur 31 im April besetzt waren. Abends sowie an Wochenenden oder Feiertagen, wenn Ärzte nicht verfügbar sind, sei es Sache des Krankenpflegedienstes, „unklare Beschwerdebilder“ abzuklären. Das werde als „belastende Aufgabe“ wahrgenommen, heißt es.

Der Transport von Gefangenen zu externen Ärzten und Krankenhäusern binde zudem viel Personal und verursache hohe Kosten. Das Uniklinikum Tübingen beurteilte die Televisite als „sinnvolle Ergänzung zur bestehenden medizinischen Versorgung“.

Die Kosten des Projekts im laufenden Jahr werden mit 1,2 Millionen Euro veranschlagt. Verwendet werden dafür freie Budgetmittel aus freien Stellen im Ärztlichen Dienst, die aktuell nicht besetzt werden können. (fst)

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