Ärztemangel

Weniger berufstätige Ärzte in Sachsen-Anhalt

Wer einen Haus-, Fach- oder Zahnarzt sucht, dürfte es in Sachsen-Anhalt künftig immer schwerer haben: Viele Praxisinhaber gehen in den Ruhestand und an Nachwuchs mangelt es, so eine Statistik.

Veröffentlicht:
Immer mehr Ärztinnen und Ärzte in Sachsen-Anhalt suchen – oft unter großen Mühen – Nachfolger für ihre Praxen.

Immer mehr Ärztinnen und Ärzte in Sachsen-Anhalt suchen – oft unter großen Mühen – Nachfolger für ihre Praxen.

© Stephan Jansen/dpa

Magdeburg. Viele gehen in den Ruhestand, zu wenige kommen nach: Der Mangel an Ärztinnen und Ärzten in Sachsen-Anhalt spitzt sich aus Sicht der zuständigen Verbände zu. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der berufstätigen Mediziner im Land auf 9824, 2021 waren es noch 9872 gewesen, wie die Ärztekammer Sachsen-Anhalt in Magdeburg mitteilte. In den Jahren zuvor waren die Zahlen noch gestiegen.

Dabei stünden viele aktive Ärztinnen und Ärzte kurz vor dem Ruhestand – allein 30 Prozent der Haus- und Fachärzte seien über 60 Jahre alt. Hinzu komme ein seit mehreren Jahren anhaltender Trend zur Teilzeitarbeit sowohl bei Krankenhausärzten wie auch im niedergelassenen Bereich.

Das Land bildet an den Universitäten Halle und Magdeburg Mediziner aus, allerdings bleiben die wenigsten hier. Von jährlich knapp 400 Absolventen seien das nur rund 130, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Jörg Böhme. Das seien zu wenige. In den kommenden fünf Jahren müssten allein 1100 Stellen von Haus- und Fachärzten neu besetzt werden.

200 neue Mediziner pro Jahr nötig

Rund 200 neue Mediziner seien pro Jahr nötig, um ausscheidende, ambulant tätige Kollegen zu ersetzen, sagte Böhme. Kassenärztliche Vereinigung und Ärztekammer sehen eine Erhöhung der Medizin-Studienplätze um rund zehn Prozent als notwendig an.

Auch die Zahnärzte sehen die Versorgung ihrer Patienten in Gefahr. Laut dem Vorsitzenden der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Sachsen-Anhalt, Jochen Schmidt, fehlen schon heute ausreichend Zahnärztinnen und Zahnärzte, um alle Menschen bedarfsgerecht zu versorgen.

Lesen sie auch

Immer mehr Menschen meldeten sich, weil sie keine Praxis mehr fänden, die sie als Neupatienten aufnehme. Bei einer Umfrage habe nur jede zweite der rund 200 teilnehmenden Praxen geantwortet, noch neue Patienten aufnehmen zu können. Rund 1600 Zahnärzte gebe es derzeit im Land.

Weiterarbeiten auch noch im Rentenalter

Die KZV erwartet, dass sich die Situation verschärft. Mehr als 60 Prozent der noch aktiven Zahnmediziner sei älter als 55 Jahre. Ein Teil arbeite sogar noch im Rentenalter weiter. Pro schließender Praxis müssten sich 2000 bis 3000 Patienten auf die Suche nach einem neuen Zahnarzt machen.

Die KZV fordert von der Landespolitik unter anderem finanzielle Unterstützung für Nachwuchskräfte, die sich zur zahnärztlichen Tätigkeit im Land verpflichten. In der Regionalpolitik sieht Schmidt deutliches Engagement für Förderprogramme und Stipendien, um angehende Zahnärzte zu binden. (dpa)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Nachruf

Wolfgang Böhmer - Vom Frauenarzt zum Landesvater

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Transplantation von Beta-Zellen

Neue Zelltherapie-Optionen bei Diabetes

Initiative Vision Zero Oncology

Impfen in der Schule? Das klappt auch in Deutschland!

Lesetipps
Kommunikationsexperte Sven Blumenrath

© Michaela Schneider

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag