Hintergrund

Ärztegruppen, Patientenbündnisse - im Internet boomen soziale Netze

Sie heißen "MySpace", "Facebook" oder "Wer-kennt-wen" - soziale Netze im so genannten Web 2.0, den interaktiven Foren des Internets, verzeichnen rasante Zuwächse, auch bei Ärzten.

Von Pete Smith Veröffentlicht:

In Deutschland nutzen nach Angaben des Informationsanbieters Datamonitor bereits 8,6 Millionen Menschen diese Form des Austauschs - darunter auch immer mehr Ärzte, Patientengruppen und Dienstleister im Gesundheitswesen, die auf diese Weise von daheim aus Kontakte knüpfen, Informationen austauschen oder Beziehungen pflegen.

"MySpace" wurde 2003 in den USA gegründet und zwei Jahre später vom Medienmogul Rupert Murdoch für 580 Millionen Dollar aufgekauft. "Facebook" ging 2004 ins Netz und ist seit Frühjahr dieses Jahres auch in deutscher Übersetzung zugänglich. Die Online-Community "wer-kennt-wen" schließlich existiert seit 2006 und hat laut Angaben der Betreiber zur Zeit 3,5 Millionen Nutzer; dem Online-Lexikon Wikipedia zufolge ist "wer-kennt-wen" das soziale Netzwerk mit der höchsten Verweildauer (168 Minuten pro User im Monat) im deutschsprachigen Internet.

Der Bekanntenkreis im Netz wird immer größer

Das Prinzip ist überall ähnlich: Man legt ein Profil an, das beliebig viele Angaben über die eigene Person enthält, stellt, wenn man mag, ein Portraitfoto dazu und beginnt, nach (ehemaligen) Freunden, Arbeitskollegen, Bekannten, Schulkameraden oder Gleichgesinnten zu fahnden. Fündig wird man fast immer.

Dann versendet man eine kurze Mitteilung oder klickt einfach auf den "Ich kenne xy"-Button. So vergrößert sich im Laufe der Zeit der eigene Bekanntenkreis, und es ergeben sich Querverbindungen, die einen mitunter zu längst vergessenen Freunden führen. In etlichen Foren tauscht man sich darüber hinaus zu bestimmten Themen und Interessengebieten aus - und wenn kein passendes Forum dabei ist, gründet man eben selbst eines.

Angesichts der wachsenden Beliebtheit sozialer Internet-Foren ist es kein Wunder, dass sich auch immer mehr Ärzte und Patienten darin austauschen. In "Wer-kennt-wen" gibt es beispielsweise eine Gruppe "Allgemeinmedizin", gegründet von der ehemaligen Allgemeinärztin Francesca Cortelazzo aus Sembach, sowie eine Gruppe um den Allgemeinmediziner Dr. Frank Neßler aus Neuwied, der mit "Mediz. Qualitätsnetz Neuwieds Seite" und "Kinderarztpraxis Neuwied" zwei weitere Gruppen vertritt.

Das Forum "Medizinische Berufe" will alle möglichen Leute aus Gesundheitsberufen zusammenführen, und in der Gruppe "Arzthelferinnen" lädt Marina Gnädig aus Karlsruhe alle Kolleginnen ein, "die ihren Beruf genauso gern machen wie ich".

Soziale Netze sind auch ein Forum zum Austausch von Patienten. "Facebook" etwa kennt mehrere Aktionsbündnisse zum Kampf gegen Krebs, Malaria oder Aids, in "Wer-kennt-wen" ruft ein Betroffener in "Krebs & Tumor" dazu auf, über eigene Erfahrungen zu sprechen, um die Krankheit besser zu verarbeiten.

Zwei-Klassen-Medizin - auch dazu gibt es ein Forum

Die Gruppe "Aber sonst gesund?" regt dazu an, über die Gründe für die wachsende Zahl von Zivilisationskrankheiten nachzudenken, und die Gruppe "Akupunktur und TCM" will sich über die Inhalte der Traditionellen Medizin unterhalten. Auch für Kritik am Gesundheitswesen ist in "Wer-kennt-wen" Platz. So wird im Forum "Arm - Zwei-Klassen-Medizin" mit Blick auf die soziale Lage vieler Patienten die Genfer Deklaration des Weltärztebundes zitiert.

Schließlich gelangt man auf der Suche nach Ärzte- und Medizinforen auch auf etliche Fan-Seiten ("Die Ärzte", "Dr. Eckart von Hirschhausen", "Doctor's Diary", "Grey's Anatomy", "Dr. House") sowie in mitunter seltsame Bereiche wie den der "Grünen Medizin", wohinter sich eine gleichnamige Hip-Hop-Band verbirgt, die für ihr Album "Psychose" wirbt.

Nach Angaben des Datamonitors nutzen derzeit die Briten europaweit am häufigsten Social-Networking-Websites wie "MySpace" und "Facebook", was darauf zurückgeführt wird, dass die meisten Angebote in englischen Versionen im Netz sind. Derzeit tummeln sich 9,6 Millionen Briten in solchen Netzwerken, im Jahr 2012 soll es mit 27 Millionen Benutzern fast die Hälfte aller Einwohner Großbritanniens sein. An zweiter Stelle stehen die Franzosen (8,9 Millionen), dicht gefolgt von Deutschland, wo bis zum Jahr 2012 etwa 21,8 Millionen Nutzer sozialer Netze vorausgesagt werden.

www.myspace.com

http://de-de.facebook.com

www.wer-kennt-wen.de

Briten sind führend bei der Nutzung sozialer Netze im

Internet.

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