Neue DAK-Studie

Alkohol-Werbespots im TV animieren zum Rauschtrinken

Alkohol-Werbespots im Fernsehen verleiten Jugendliche zum Komasaufen, berichtet die DAK-Gesundheit - und verweist auf eine Langzeit-Untersuchung.

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BERLIN. Jugendliche, die häufig TV-Werbespots für Bier und Schnaps sehen, haben ein vierfach erhöhtes Risiko, sich regelmäßig in einen Rausch zu trinken.

Das belegt eine Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) und des Kieler Instituts für Therapie und Gesundheitsforschung (IFT-Nord).

Aussagen von 1500 Schülern aus 120 Schulen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Brandenburg waren dazu ausgewertet worden.

Sie waren im März 2008 und 30 Monate später befragt worden, wie viel Alkohol sie konsumieren und welche Fernsehwerbung für Alkohol sie kannten. Zur Kontrolle war der Bekanntheitsgrad von Werbespots für Autos, Snacks oder Kleidung ebenso abgefragt worden.

Fünf oder mehr alkholische Getränke bei einer Gelegenheit

Suchtexperten definieren das "Rauschtrinken" als den Konsum von fünf oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit. Die Studie sollte herausfinden, ob Alkoholwerbung im Fernsehen Jugendliche dazu führt, diese Schwelle beim Alkoholkonsum häufiger zu überschreiten.

Es zeigte sich, dass die Jugendlichen im Durchschnitt 60 bis 70 Prozent der präsentierten Werbung mindestens schon einmal gesehen hatten.

Die Wahrscheinlichkeit für den riskanten Alkoholkonsum stieg dann besonders an, wenn sie auch entsprechende TV-Werbespots häufig angeschaut hatten.

"Bei den Schülern mit dem niedrigsten Alkoholwerbekontakt hatten 6,2 Prozent der Befragten mehr als fünf Rauscherlebnisse, bei jenen mit den höchsten Werbekontakt lag die Rauschquote bei 24 Prozent und damit vier Mal so hoch", erklärt Studienleiter Professor Reiner Hanewinkel.

Kritischer Umgang mit Werbung gefordert

Etwa jede zweite Befragte Jugendliche berichtete über ein erstes Rauscherlebnis innerhalb der 30 Monate.

Elf Prozent der befragten Schülerinnen und 18 Prozent der Schüler gaben an, sich mehr als fünf Mal in einen Rausch getrunken zu haben.

Ralf Kremer, Suchtexperte der DAK, nennt die Werbung "einen unabhängigen Risikofaktor für die Initiierung des häufigen Rauschtrinkens im Jugendalter".

Angesichts der Studienergebnisse fordern DAK und IFT-Nord eine "kombinierte Präventionsstrategie". Zum einen sollten Kinder, Jugendliche und Eltern in einem kritischen Umgang mit Medien und Werbung unterstützt, zum anderen sollte Alkoholwerbung deutlich eingeschränkt oder verboten werden. (wer)

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