Amedicks Wechselbad der Gefühle

Wieder Burn-out in der Bundesliga: Erkrankt ist der Frankfurter Verteidiger Martin Amedick. An seinem Fall zeigt sich, wie schnell es für einen Profifußballer auf und ab gehen kann.

Thorsten SchaffVon Thorsten Schaff Veröffentlicht:
Martin Amedick von der Frankfurter Eintracht befindet sich in fachärztlicher Behandlung.

Martin Amedick von der Frankfurter Eintracht befindet sich in fachärztlicher Behandlung.

© Hartenfelser / imago

FRANKFURT/MAIN. Psychische Erkrankungen in der Fußball-Bundesliga: Mit Martin Amedick von der Frankfurter Eintracht hat sich erneut ein Profi-Spieler zu einer psychischen Erkrankung bekannt.

Nach Angaben des Klubs leidet der Verteidiger an einem Erschöpfungssyndrom und hat sich deswegen in fachärztliche Behandlung begeben. Über die Ursache wurden keine Angaben gemacht.

An seinem Beispiel zeigt sich aber, welches Wechselbad der Gefühle so mancher Spieler in der harten Welt des Profifußballs durchleben muss.

Erst Stammspieler, dann Ersatz, dann Stammspieler

Das Auf und Ab begann für Amedick vor etwa anderthalb Jahren. Bis Ende Februar 2011 war der Blondschopf Führungsspieler und Kapitän beim 1. FC Kaiserslautern, ehe er bei Trainer Marco Kurz in Ungnade fiel und für viele überraschend seinen Stammplatz verlor. In den Monaten danach kam er nur noch gelegentlich zum Einsatz.

Das änderte sich zu Beginn der darauf folgenden Saison: Die Hinrunde absolvierte Amedick wieder als Stammspieler, ehe er ganz aussortiert wurde. Am letzten Tag der Winter-Transferperiode schloss sich der 1,94 Meter große Abwehrhüne schließlich dem Zweitligisten Eintracht Frankfurt an, der sich schon länger um ihn bemüht hatte.

Mit enormen Vorschusslorbeeren wurde er im Januar 2011 in Frankfurt empfangen  - und als großer Hoffnungsträger vorgestellt, der das künftige Team als emotionaler Leader führen sollte.

"Der Wechsel von Martin zur Eintracht war kein kurzfristiger Transfer, sondern ein perspektivischer. Wir haben ihn geholt, dass er den Neuaufbau mit vorantreibt", sagte Eintracht-Manager Bruno Hübner bei Amedicks Vorstellung.

Nur zwei Einsätze bei der Eintracht

Doch daraus wurde nichts. Gleich in seinem ersten Spiel für Frankfurt gegen Braunschweig (2:1) patzte der Verteidiger und trug Mitschuld am Gegentor. Der Einstand misslang und kurz darauf verletzte er sich im Training.

Exakt vier Wochen später stand der 74-fache Bundesliga-Spieler (vier Tore) im Heimspiel gegen Cottbus (1:0) wieder auf dem Platz, wurde aber in der Halbzeitpause ausgewechselt.

Zu diesen beiden Einsätzen kamen bis heute keine weiteren hinzu. Amedick schaffte es nur sporadisch ins Aufgebot, nachdem ihn erneut eine Muskelverletzung für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt hatte.

Zum Aufstieg der Hessen in die Bundesliga konnte er nicht viel beitragen. Viele stempelten ihn als Fehleinkauf ab.

Die Eintracht-Verantwortlichen machten dem 29-Jährigen vor wenigen Wochen klar, dass er sich einen neuen Verein suchen soll. Nicht mal ein halbes Jahr nach seiner hoffnungsvollen Verpflichtung steht der Profi in Frankfurt schon wieder vor dem Aus.

Ursache unbekannt

Ob dieses jüngste Auf und Ab zum Erschöpfungssyndrom geführt hat, lässt sich nicht sagen. Genauso möglich ist, dass die psychische Erkrankung ihn daran gehindert hat, in Frankfurt richtig Fuß zu fassen.

Die Ursachen sind unbekannt. Auch weiß man noch nicht, wie lange seine Therapie dauern wird.

Die Eintracht will seinem Angestellten die Zeit geben, die er benötigt, wieder gesund zu werden.

"Wir sind uns unserer Verantwortung für die Gesundheit unserer Spieler bewusst und werden Martin Amedick nach Kräften unterstützen", sagte Bruno Hübner.

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