Heidelberger Rechtsmedizin

Das Ende einer Hetzkampagne

Seit Wochen war sie Thema der Lokalpresse: die Chefin der Heidelberger Rechtsmedizin. Streitpunkt: ihre Qualifikation. Doch offenbar war alles nur eine gezielte Verleumdung - aus dem eigenen Team.

Von Ingeborg Bördlein Veröffentlicht:
Wieder rehabilitiert: Professor Kathrin Yen.

Wieder rehabilitiert: Professor Kathrin Yen.

© UK Heidelberg

HEIDELBERG. Die Leiterin des Instituts für Rechtsmedizin am Heidelberger Uniklinikum Professor Kathrin Yen ist in den letzten Monaten offensichtlich einer gezielten Verleumdungskampagne von zwei ihrer ärztlichen Mitarbeiterinnen ausgesetzt gewesen. Dies bestätigte der Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Claus Bartram, nun erstmals öffentlich.

Die Vorwürfe der fachlichen Inkompetenz, die gegen die renommierte Rechtsmedizinerin von einer ihrer Mitarbeiterinnen über den CDU-Landtagsabgeordneten Karl Klein an die Öffentlichkeit lanciert worden waren, seien unhaltbar und die "Art, wie hier agiert wurde", könne man "nur als psychopathologisch bezeichnen", sagte Bartram bei einer Pressekonferenz am Heidelberger Rechtsmedizinischen Institut.

Zu ihr hatten die Klinikumsleitung und die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) gemeinsam eingeladen, um der angegriffenen Rechtsmedizinerin volle Rückendeckung zu geben.

Die Klinikumsleitung hat bereits Konsequenzen gezogen. Eine der Ärztinnen sei an die Universität Ulm zwangsversetzt worden, wogegen sie Klage eingereicht habe. Gegen eine weitere ärztliche Mitarbeiterin sei ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, wie der Dekan jetzt erklärt hat.

Die gegen Yen neuerdings noch erhobenen Vorwürfe des nicht korrekten Führens eines Doktortitels bezeichnete der Dekan als "aufgeblasen und ohne jede Substanz".

Der von Yen in Österreich erworbene Doktortitel sei dem deutschen absolut äquivalent. Dass sie korrekterweise den Titel "Dr. med." noch mit der Ergänzung "univ." hätte führen müssen, "haben wir nicht als relevant angesehen". Dies werde übrigens auch von anderen an deutschen Universitäten tätigen österreichischen ärztlichen Kollegen so nicht praktiziert.

Yen will Rechtsmedizin öffnen

Die Wissenschaftsministerin sieht in den Vorwürfen gegen Yen indirekt einen Affront des politischen Gegners gegen sich selbst. Die CDU-Fraktion habe sich instrumentalisieren lassen, um sie als Ministerin zu treffen.

Sie bescheinigte der Institutsleiterin, seit ihrem Amtsantritt in Heidelberg Anfang 2011 nicht nur für Heidelberg, sondern bundesweit neue Impulse in der Rechtsmedizin gesetzt zu haben.

"Wir sind mit ihr auf einem hervorragenden Weg in Forschung, Lehre und Patientenversorgung", so Bauer. Yen war laut Bauer auch gehalten, bei ihrem Amtsantritt notwendige Umstrukturierungen bei der Gutachtertätigkeit umzusetzen, um die allgemein defizitäre Situation an den rechtsmedizinischen Instituten aufzufangen.

Laut Hochschulgesetz wird diese seit 2010 nicht mehr als Nebentätigkeit honoriert, sondern gehört zu den Dienstaufgaben. Das hat laut Verwaltungschefin Irmtraut Gürkan Gewinne für die Institute, für die Mitarbeiter aber finanzielle Einbußen von bis zu 30 Prozent bedeutet.

Auch dies mag laut Yen zum Unmut einiger Mitarbeiter beigetragen haben, ebenso zusätzliche Anforderungen an die ärztlichen Mitarbeiter durch verstärkte Ausbildung von Assistenzärzten und die Einrichtung einer rund um die Uhr betriebenen Gewaltambulanz am Institut.

Yen wolle nun weiter an ihren Zielen arbeiten, die Rechtsmedizin verstärkt für die ärztliche Tätigkeit an den Lebenden zu öffnen, etwa bei Kindesmisshandlungen und sexuellem Missbrauch. Hier will sie Standards für eine frühzeitige Beweissicherung und gerichtsfeste Dokumentation mit bildgebenden Verfahren schaffen.

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