UND SO SEH' ICH ES

Das Virus WM 06 hat sich bereits in Deutschland ausgebreitet

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Die Vogelgrippe und ihr gefürchtetstes Virus H5N1 halten die ganze Welt in Atem. Man hat Angst, daß es auf Menschen übergreift, inzwischen auch bei uns in Deutschland, wo man auf Rügen mit dem Virus infizierte Schwäne gefunden hat.

Besonders betroffen ist das Land der letzten Olympischen Sommerspiele, Griechenland, und das Land, in dem gerade die Olympischen Winterspiele stattfinden. Wir aber scheinen außer dieser noch andere, viel größere Sorgen zu haben. Deutschland steckt derzeit fest in den Klauen eines anderen Virus, des Virus WM 06.

Weltmeisterschaft ist das Top-Thema in Deutschland

Um die Fußballweltmeisterschaften dreht sich alles bei uns. Weder die Rente ab 67 noch die Mohammed-Karikaturen und die Reaktionen darauf beschäftigen uns so stark wie diese WM 06. Gleich um die Jahreswende, als Silvesterknaller sozusagen, hat die Stiftung Warentest ihre Ergebnisse von Sicherheitsuntersuchungen in WM-Stadien veröffentlicht, die mit vielen Hinweisen auf Mängel gespickt waren.

Das empfand unser Kaiser Franz als echte Majestätsbeleidigung. Er zeigte den Herausgebern die gelbe Karte: Die Organisatoren könnten derartige Mängel nun wahrlich nicht feststellen.

Um das noch zu toppen, zog Wolfgang Schäuble in seiner Doppelfunktion als Innen- und Sportminister die rote Karte und entschied: Schluß mit der Diskussion über die WM-Stadien. Ungeachtet dieser Worte des Ministers hat man in Berlin beschlossen, die Sicherheitsmaßnahmen im Olympia-Stadion doch noch zu verbessern.

Doch Schäuble sah sich in der Rolle eines Oberbefehlshabers. Als erstes forderte er AWACS-Flugzeuge, die aus der Luft die Überwachung der Stadien während der WM übernehmen sollten. Kaum hatte er die Zusage der Nato in der Tasche, ging er zum Angriff über und warf sein Auge auf die Bundeswehr, deren Soldaten die Polizei unterstützen sollten, falls Rowdies und Hooligans es zu bunt trieben.

Das führte zu erbitterten Kontroversen zwischen zwei Ministern der gleichen Partei. Verteidigungsminister Jung widersprach dem Ansinnen seines Kollegen Schäuble vehement: Dessen Forderungen seien durch das Grundgesetz nicht gedeckt, und überhaupt, die Bundeswehr sei für die Vereidigung des Vaterlands und für Katastrophenfälle zuständig und ausgebildet, nicht aber für Schlägereien mit alkoholisierten Fußballfanatikern.

Da aber Minister Jung selbst Fußballfan ist, sorgte er erst einmal für Ruhe im Mittelfeld und bot an, sowohl Sanitäts- und Verpflegungseinheiten der Bundeswehr als auch ABC-Truppen zur Verfügung zu stellen. Letztere könnten zwar Attacken gegnerischer Teams nicht abwehren. Sollte es aber zu einem Anschlag mit Atom-, bakteriellen oder chemischen Waffen kommen, wären sie zur Stelle. Und daß Polizisten begeistert sind, wenn Bundeswehr-Köche Menüs für sie zaubern, versteht sich von selbst.

Städte tun alles, damit sich Fans wie bei Freunden fühlen

Damit sich Gäste, die zur WM kommen, auch wirklich wie bei Freunden fühlen, wollen die Städte, die WM-Spiele ausrichten, nicht im Abseits stehen. Die Geschäfte sollen bis Mitternacht geöffnet sein, der Nahverkehr soll einen 24-Stunden-Betrieb fahren, und auf vielen größeren Plätzen sollen Riesenmonitore installiert werden, auf denen die Fußballspiele direkt überragen werden.

Allerdings könnte es dann auch passieren, daß viele Gäste gar nicht erst in sicherheitsbelastete Stadien kommen wollen, sondern sich lieber die Spiele im Freien vor den Bildschirmen anschauen. Handel, Gastronomie und Hotellerie hoffen auf fette Einnahmen und Finanzminister Peer Steinbrück selbstredend auf einen erheblichen Anteil davon.

Dazu allerdings müßte unsere Elf erst einmal die in sie gelegten Hoffnungen erfüllen. Doch selbst der DFB scheint sich dessen nicht so sicher zu sein und hat sich Matthias Sammer auf die Ersatzbank geholt.

Denn sollte die deutsche Nationalmannschaft nicht einmal das Halbfinale erreichen, hätte man zumindest jemanden für die fällige Trauerarbeit parat. Wobei eins dann im Raum stände: Wäre das ein Katastrophenfall und damit ein Grund für den Einsatz der Bundeswehr?

Das fragt sich

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