Mit 15 an Krebs gestorben

Das beeindruckende Vermächtnis von Tae Kami

Todkrank hat die 15-jährige Tae Kami von den Fidschi-Iseln ihren Eltern ihren sehnlichsten Wunsch anvertraut: mehr Hilfe für Kinder mit Krebs. Inspiriert von der Kraft des 2008 gestorbenen Teenagers ist ihre Stiftung auf dem allerbesten Weg.

Von Christiane Oelrich Veröffentlicht:
Joy Kami (8) mit einem Foto ihrer gestorbenen Schwester Tae.

Joy Kami (8) mit einem Foto ihrer gestorbenen Schwester Tae.

© Oelrich / dpa

SUVA. Mit Nasenbluten fing es an, dann kam die Diagnose Krebs, in den Nasennebenhöhlen. Tae Kami war 13 Jahre alt.

"Anstatt Lippenstift und Make-up aufzulegen, musste ich zu meiner ersten Operation ins Krankenhaus", sagte sie vor ihrem Tod.

Als nach zwei Jahren klar war, dass der Krebs sich ausbreitet, beschloss das Mädchen aus dem Pazifik-Inselstaat Tonga, die Behandlungen einzustellen.

Sie begann, ihre Beerdigung und ein Vermächtnis vorzubereiten, das heute die kühnsten Erwartungen sprengt.

"Ihr müsst nur fest genug an Träume glauben"

Taes Stiftung für krebskranke Kinder hat im August bei einer Spendenaktion auf den Fidschi-Inseln, der Wahlheimat der Familie, 142.000 Euro eingebracht.

Insgesamt sammelte die Stiftung seit 2009 mehr als eine Viertelmillion Euro. Fidschi hat 850.000 Einwohner.

Gemessen an der Bevölkerung entspräche das in Deutschland einem Spendenaufkommen von 50 Millionen Euro. "Wir sind sprachlos", sagt Taes Mutter, Sina Kami (43).

"Tae hat immer gesagt: Ihr müsst nur fest genug an Träume glauben, dann klappen sie auch - sie hatte recht."

Tae hat von einem Hilfszentrum für Kinder mit Krebs im Pazifik und einem richtigen Kinderkrankenhaus geträumt.

Vor ihrem Tod im August 2008 hat Tae die Grundlagen dafür gelegt: Mit ihrem Blog im Internet und Fernsehinterviews inspirierte sie Tausende.

Mit einem Song, den sie selbst schrieb, sang und aufnahm, schuf sie einen Ohrwurm, der auf Fidschi und anderen Pazifik-Inseln inzwischen als Klingelton fürs Handy die Runde macht: "Walk on, walk strong" (WOWS) - etwa: Geh weiter und bleib stark.

WOWS-Spendenaktionen gibt es auch schon auf Tonga, in Neuseeland, und demnächst in Samoa. Es gibt nur wenige Krankenhäuser auf den Pazifik-Inseln, und es fehlt an allem. Fast niemand ist krankenversichert.

Auftritte in Schulen

Die Stiftung will zum Beispiel günstige Wohnungen für Familien anbieten, die zur Behandlung von weither anreisen müssen. Sie will Bücher und Spielzeug für die kranken Kinder und deren Geschwister kaufen.

"Gerade rief das Krankenhaus an, sie wollen Liegesessel für die Stationen kaufen, damit die Eltern, die über Nacht bei ihren kranken Kindern bleiben, sich ein bisschen ausruhen können", sagt Sina Kami.

Tae Kami ging nach der Krebsdiagnose 2006 durch unzählige schmerzhafte Operationen. Ihr wurden Gaumen und Wangenknochen entfernt. Das Gesicht wurde mit Knochen, Haut und Sehnen aus anderen Körperteilen rekonstruiert.

Immer wieder gab es Rückschläge, doch Tae blieb stoisch. "Ich bereue nichts", sagte sie vier Monate vor ihrem Tod in einem Interview, die große Wunde im Gesicht mit einem Verband verdeckt.

"Der Krebs war ein Segen in meinem Leben, er hat mich stärker gemacht." Sie sprach in Schulen darüber, dass Aussehen nicht alles ist. Sie lud Gefängnis-Insassen, die berührt von ihrer Geschichte ein eigenes Lied komponierten, zu ihrer Beerdigung ein.

Vom Schmerz geschwächt sang sie für den König von Tonga, der eigens an ihr Bett kam, ihr Lied und rührte den Mann zu Tränen.

"Ich habe meinen Kampf gewonnen"

Tae bat ihre Mutter, Stoff für ihr Totenkleid für den Sarg zu besorgen. "Sie wollte es vor dem Spiegel ausprobieren", sagt Sina Kami.

"Wunderschön", befand Tae bei der Betrachtung zufrieden. Mia Kami, heute 14, bezeichnet die letzten Monate als die beste Zeit mit ihrer Schwester.

"Ich hoffe, die Leute erinnern sich an mich als ein fröhliches Mädchen", sagte Tae in einem Fernsehinterview. Die Eltern, Mia und die kleine Schwester Joy (8) sprechen viel von Tae und oft, als sei sie noch dabei. Alle helfen beim großen Spendenwochenende.

Ihre Mutter Sina Kami ließ sich als eine der ersten im Gegenzug für viele Spendengelder den Kopf kahlscheren. Pop- und Sport-Stars und Dutzende Freiwillige haben es schon nachgemacht.

Am Tag vor ihrem Tod schrieb Tae eine Bitte an die Adresse ihrer Mutter in ihr Tagebuch: "Bitte sage den Leuten, dass ich meinen Kampf gewonnen habe." (dpa)

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