Diabetiker freuen sich auf Köln-Marathon

Professionell sind sie für den Köln-Marathon vorbereitet worden: Am 2. Oktober wollen nahezu hundert Diabetiker an ihre Leistungsgrenzen gehen.

Von Jonas Tauber Veröffentlicht:
Bereit für das Abenteuer Köln-Marathon: professionelle Betreuer, hochmotivierte Läuferinnen und Läufer.

Bereit für das Abenteuer Köln-Marathon: professionelle Betreuer, hochmotivierte Läuferinnen und Läufer.

© Lindemann

KÖLN.Auf geht's zum Köln-Marathon 2011: Das Diabetes-Programm Köln bietet seit März Trainingsmöglichkeiten mit professioneller Betreuung zu einem symbolischen Kostenbeitrag an. 101 Diabetiker im Alter von 14 bis 76 nehmen teil. Apotheken, die Barmer GEK, das Pharmaunternehmen UCB und die Deutsche Sporthochschule Köln sind die wichtigsten Träger des Projekts.

Mark Spiller, verantwortlicher Projektleiter von der Agentur Rosenbaum Nagy Sport & Social Marketing, sieht die Resonanz als großen Erfolg: "Das Programm findet zum ersten Mal statt - und jetzt sind einige der Teilnehmer so begeistert, dass sie sich schon ihren Platz für das kommende Jahr sichern wollen."

Der beste Einstieg für den Langlauf

Einer davon ist Jan Thivissen. Der 31-Jährige, der als Jugendlicher die Diagnose Diabetes Typ I erhielt, findet das Angebot großartig: "Das Programm bietet viel und ist für jeden Diabetiker, der laufen will, der beste Einstieg." Thivissen läuft seit drei Jahren Marathon und empfiehlt jedem Diabetiker, Sport zu treiben.

Das Diabetes-Programm Köln geht auf die Initiative von Unternehmensberater Dr. Michael Rosenbaum zurück, bei dem im Februar 2010 Diabetes Typ I diagnostiziert wurde. Der 45-jährige Rosenbaum läuft seit über zehn Jahren Marathon und will seine Begeisterung für den Laufsport an viele Diabetiker weitergeben.

Die Teilnehmer konnten sich zwischen drei Leistungsstufen entscheiden. 50 der 101 Diabetiker arbeiten im Basisprogramm auf eine Distanz von sieben oder zehn Kilometern hin, um dann in einer Staffel zu starten. 33 Diabetiker haben sich die halbe Marathondistanz zum Ziel gesetzt. 18 Programm-Teilnehmer schließlich wollen die vollen 42,195 Kilometer laufen.

Professionelle Betreuung durch Sportwissenschaftler und Ärzte

Ein Platz kostete zwischen 45 und 65 Euro und damit kaum mehr als die reguläre Startgebühr, die bereits enthalten ist. Die Teilnehmer bekommen eine professionelle Betreuung durch Sportwissenschaftler und Ärzte.

Sie reicht vom Gesundheitscheck über leistungsdiagnostische Untersuchungen bis hin zu Informationsveranstaltungen zum Thema Diabetes und Sport. Inklusive sind Blutzuckermessgeräte und Teststreifen sowie eine Garnitur Laufbekleidung, nämlich T-Shirt, Hose, Jacke.

Zweimal wöchentlich bieten ausgebildete Lauftrainer Übungseinheiten in und um Köln an. Die Teilnehmer der obersten Leistungsstufe, der "Performance-Gruppe", haben bereits Marathonerfahrung und kommen aus ganz Deutschland. Deshalb gibt es für sie kein gesondertes Training. Die Veranstalter unterstützten diese Läufer aber beim Entwurf eines auf die anvisierte Zielzeit abgestimmten Trainingsplans.

Ein zentraler Baustein der Therapie

Experten betonen die positive Wirkung von Sport auf Diabetes. "Das ist ein ganz zentraler Baustein in der Therapie", sagt Dr. Peter Loeff, der für die Betreuung der Teilnehmer zuständig ist. Er ist Leiter des Diabeteszentrums im Evangelischen Krankenhaus Köln-Weyertal. "Bei Diabetikern vom Typ II kann regelmäßiger Sport mehrere Medikamente ersetzen", erklärt er.

Die Mehrheit der Diabetiker vom Typ II bewege sich schlicht zu wenig. Wichtig sei, den Kreislauf nicht zu überlasten, sagt Loeff. "Diabetiker sollten 75 Prozent der maximalen Herzfrequenz nicht überschreiten".

Während Training im anaeroben Bereich für Sportler ohne Diabetes-Erkrankung zumindest zeitweise Sinn machen könne, sollten Diabetiker strikt im aeroben Bereich bleiben, so der Diabetologe.

Leistungsdiagnostik durch Konzentration von Laktat im Blut

Eine Ausnahme gab es bei der Leistungsdiagnostik zu Beginn des Programms. Dafür ließ die Deutsche Sporthochschule Köln die Läufer solange Stadionrunden drehen, bis sie nicht mehr konnten. Sie wiesen dann meist einen Wert von über 4 mmol/l Laktat auf.

Diese Konzentration von Laktat im Blut markiert ungefähr den Übergang vom aeroben zum anaeroben Bereich. Die Wissenschaftler konnten so für jeden Läufer bestimmen, bei welcher Herzfrequenz optimale Trainingsfortschritte zu erwarten sind.

Eine zweite Diagnostik am Ende des Programms soll die Auswirkungen des Programms auf die Konstitution der Teilnehmer ermitteln.

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