Gesundheitswirtschaft

Großes Blutbild bei dm? Drogeriekette offeriert Basisdiagnostik für Selbstzahler

Konkurrenz für Haus- und Fachärzte? Mit kooperierenden Telemed- und Test-Anbietern wagt sich dm auf das Terrain der medizinischen Früherkennung vor.

Veröffentlicht:
Firmenlogo an Plattenbaufassade.

Firmenlogo an Plattenbaufassade.

© Elke Münzel / CHROMORANGE / picture alliance

Karlsruhe. Die Drogeriekette dm will im Markt der Selbstdiagnostik mitmischen. Seit Anfang August werden in vorerst nur wenigen Filialen versuchsweise „Gesundheitsdienstleistungen“ angeboten: Augenscreenings, eine KI-gestützte Hautanalyse mit Online-Kontakt zu einem Hautarzt sowie Blutanalysen – unter anderem auf Diabetes, zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Problemen, oder zur Nährstoffversorgung der Haut.

Die eigentliche Leistung wird von Kooperationspartnern erbracht. Das Düsseldorfer Startup Skleo Health bietet bereits KI-basierte Augenuntersuchungen bei Optikern sowie in Apotheken an; mit dm könnte es seine Reichweite erheblich vergrößern.

Lesen sie auch

Hautuntersuchungen übernehmen app-basiert Ärzte des Solinger Telemed-Unternehmens Dermanostic. Und für die Bluttests ist der Berliner Anbieter Aware Health zuständig, der den Angaben zufolge sogar eigenes medizinisches Fachpersonal mit der venösen Blutentnahme in den dm-Filialen betraut.

Sämtliche Untersuchungen werden als Selbstzahlerleistungen vermarktet. Beispielsweise kostet ein Sehtest mit Netzhautfotografie 14,95 Euro. Für ein großes Blutbild werden 9,95 Euro aufgerufen, die Blutanalyse auf altersbedingte Gesundsheitsrisiken ab dem 35. Lebensjahr gibt es für 16,95 Euro. Lediglich die KI-gestützte Hautbildbestimmung von Dermanostik ist kostenlos.

Augenärzte: KI kein Garant für korrekte Ergebnisse

Angekündigt hatte Deutschlands, mit republikweit über 2.000 Standorten größte Drogeriekette ihren Einstieg in das medizinische Vorsorgegeschäft bereits vor einem Jahr. Konzernchef Christoph Werner will die Angebotserweiterung auch als einen Beitrag „zur Entlastung des Gesundheitssystems“ verstanden wissen.

Dass angestammte Player dagegen Widerspruch erheben, scheint unvermeidlich. Zunächst durch den Berufsverband der Augenärzte (BVA), der in einer Mitteilung am heutigen Donnerstag insistiert: „Augengesundheit gehört in fachärztliche Hand“. Die Augenuntersuchung mit Befundung durch einen selbstlernenden Algorithmus sei nur bedingt zuverlässig.

„KI-Unterstützung kann hilfreich sein, ist jedoch kein Garant für korrekte Ergebnisse und kein validierter Standard in der Medizin und bei Screenings“, betont BVA-Vorsitzender Daniel Pleger. „Wenn Erkrankungen durch nicht eindeutig definierte KI-Systeme oder weil Anzeichen außerhalb des Fotoausschnitts liegen, gar nicht oder zu spät festgestellt werden, kann das schwerwiegende Folgen haben.“

Umgekehrt könnten fehlerhaft unauffällige Ergebnisse Kunden davon abhalten, sich augenärztlich untersuchen zu lassen, so Pleger weiter. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Interview

Das muss der Hausarzt von morgen können

Das könnte Sie auch interessieren
Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann und Dr. Michael Seewald

© Anatoli Oskin / Universität Augsburg; © AstraZeneca

Umfrage unter Ärzt:innen

Nachhaltigkeit wird Kernbestandteil verantwortungsvoller Medizin

Anzeige | AstraZeneca GmbH
Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

© Jennifer / stock.adobe.com

Zuwendung statt Rezept

Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Mann und eine ältere Frau schlafen zusammen in ihrem Bett.

© Rido / stock.adobe.com

Datenbankstudie

Schützt der Erholungsschlaf am Wochenende vor Demenz?