Fünf Jahre nach dem Amoklauf überwiegt der Alltag in Erfurt

ERFURT (ddp/dpa). Zum fünften Mal jährt sich heute der Tag des Amoklaufes am Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Am späten Vormittag wollen Schüler und Lehrer vor ihrer Schule der Opfer gedenken. "Das ist für uns immer eine schwierige Zeit, das Geschehen von damals kehrt wie im Zeitraffer zurück", so die Direktorin des Gymnasiums, Christiane Alt.

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Bis auf eine Gedenktafel erinnert ansonsten nichts mehr in der Stadt an jenen verhängnisvollen 26. April 2002, als die Bilder verängstigter Kinder hinter den großen Fenstern um die Welt gingen. 16 Menschen starben damals durch die Hand eines Ex-Schülers, bevor dieser die Waffe gegen sich selbst richtete. "Wir reden nur vom Sechsundzwanzigsten", sagt Clara Neumann. Die Abiturientin besuchte damals die siebte Klasse und gehört somit zu den letzten Schülern am Gymnasium, die den Tag des Amoklaufes an der Schule erlebten. Schüler und Lehrer hätten gelernt, emotionslos über den Tag zu reden.

Die Ereignisse seien im Laufe der Zeit im Schulalltag immer stärker in den Hintergrund getreten, sagt auch Schülersprecher Eric Wisotzky. "Wir lachen und lernen wieder wie an jeder anderen Schule." Clara mag allerdings bis heute keine Spielzeugpistolen und Gewalt-Computerspiele in ihrer Nähe. Wesentlich schlimmer als die Erinnerungen ist für Clara inzwischen aber der Neid anderer Schüler. "Es tut weh, wenn man immer wieder darauf angesprochen wird, dass unsere Schule so viel Geld bekommen hat", klagt das Mädchen und meint die rund zehn Millionen Euro, die ihre Schule vom Bund für die Renovierung erhalten hatte. Unbeteiligte brächten oft zu wenig Verständnis dafür auf, was Schüler und Lehrer an diesem Apriltag vor fünf Jahren durchgemacht hätten.

Hinzu kommt vor dem diesjährigen Gedenktag der Schock des Blutbades, das vor kurzem an der Technischen Universität in Blacksburg stattfand. "In solchen Momenten ist alles wieder da", erinnert sich die Schulleiterin. Außerdem sei es bedauerlich, dass kaum Konsequenzen aus solch schrecklichen Ereignissen gezogen würden. "Wir haben es seit dem 26. April 2002 schon oft gefordert: Wir brauchen an unseren Schulen ausgebildete Erzieher und Sozialarbeiter. Und die Lehrer brauchen mehr Zeit, um Schüler individuell zu fördern und Auffälligkeiten zu erkennen", so Christiane Alt.

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