Geschmacksverstärker und Arznei - die bunte Vielfalt der Gewürze

Von Brigitte Düring Veröffentlicht:

Gewürze tragen zum Wohlbefinden bei, fördern die Verdauung und stärken die Abwehrkräfte, wie eine Ausstellung in Leipzig derzeit aufzeigt.

"In allen Kulturen galten Gewürze als begehrte Zutaten des Geschmacks, der Verträglichkeit und zum Haltbarmachen von Speisen. In erster Linie wurden sie jedoch im therapeutischen Sinne eingesetzt", sagt Susanna Seufert vom Sächsischen Apothekenmuseum in Leipzig aus Anlaß der Sonderausstellung "Welt der Gewürze - Gesundheit im Essen", die noch bis zum 19. Februar gezeigt wird. Die therapeutische Wirkung von Gewürzen bildet einen Schwerpunkt der Ausstellung. Die Trennung zwischen Gewürz- und Arzneipflanzen "ist noch sehr jung", erklärt die Ausstellungsmacherin.

In der in Indien weit verbreiteten Ayurveda-Medizin bedeuten gut essen, richtig würzen und heilen ein- und dasselbe. Ebenso sind Gewürze in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) nach wie vor von Bedeutung. In einer TCM-Apotheke sind üblicherweise 600 bis 800 Arzneidrogen vorrätig. Für diese Schulen zeigten auch Europäer verstärkt Interesse, fügt Seufert hinzu.

Über die Vielfalt der Gewürze staunen und sie unterscheiden lernen die Besucher am Blickfang der Schau: In einem großen Gewürzregal mit etwa 100 Fächern haben die Apotheker Gewürze so zusammengestellt, daß ähnliche nebeneinander liegen. Zugleich werden Gewürze wie Zimt, Anis, Ingwer oder Safran in unverarbeiteter Form präsentiert als Rinde, Schale, Wurzeln und Samen.

Außerdem enthalten einige der Fächer auch Fälschungen wie Ziegelpulver, das gern zur Fälschung von Paprika oder Safran genommen wurde, oder Zitrella, das ähnlich wie Zimtrinde aussieht. Ingwer oder Senfpulver kann verschiedene Farben haben, so daß der Laie auch hier Mühe hat, Fälschungen zu erkennen.

Im Mittelalter riskierte jemand saftige Geldstrafen, wenn er Safran, das teuerste Gewürz der Welt, streckte. Andernorts in Gewürzhandelszentren wie Nürnberg konnte der Handel mit Fälschungen das Leben kosten. Andererseits konnte ein reicher Mann sein, wer eine Hand voll Muskatnüsse besaß, erfahren die Besucher.

Wie sehr die Apotheker im 17. Jahrhundert in den Gewürzhandel involviert waren, zeigt beispielsweise die für ihren Umfang bemerkenswerte Leipziger Arzneimitteltaxe von 1664. Von den dort verzeichneten Gewürzdrogen sind etwa 20 übrig geblieben, die wir heute noch als Gewürze kennen.

Im Themenbereich Gewürze als Heildrogen erfährt man, ob Schärfe gesund ist, warum Kümmel in Kohlsuppe gehört, welche Kräuter "Klosterfrau Melissengeist" enthält und wieso man mit der Nase schmeckt.

Schöne Drucke und medizinisch-pharmazeutische Schriften setzen die Arzneipflanzen ins Bild und berichten von ihrer Heilkraft. Ausgestellt sind auch Gerätschaften, die zur Gewürzverarbeitung dienten oder zur Präsentation von kostbaren Gewürzen, etwa in kunstvollen Gewürz- und Konfektdosen.

Die Schau informiert über den Einsatz scheinbar harmloser Gewürze wie Muskat, Raute, Poleiminze, Beifuß, Brunnenkresse, Salbei, Rosmarin, Thymian, Petersilie, Ysop und Safran, die dosisabhängig als Abtreibungsmittel und andererseits als geburtsfördernd bekannt waren.

Berichtet wird über Gewürz- und Kräutermischungen, mit denen sich die Menschheit vor Seuchen wie der Pest zu schützen suchte. Ebenso über Klostermedizin und medizinische Anwendungen, die in der Volksmedizin fortlebten. Beispielsweise sind die ätherischen Öle von Anis, Fenchel und Kümmel bei Blähungen oder von Rosmarin und Thymian bei Erkältungen und Zahnfleischentzündungen sinnvoll einsetzbar.

Für Kinder und Schulklassen bietet das Museum Führungen und die Herstellung von Gewürzmischungen. Erwachsene können den Museumsrundgang im Restaurant der ehemaligen Leipziger Central-Apotheke bei einem speziell gewürzten Überraschungsgericht beenden.

Geöffnet ist die Ausstellung im Sächsischen Apothekenmuseum bis zum 19. Februar, täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr, donnerstags 14 bis 20 Uhr.

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