Hämmern und Meißeln halten Bildhauer in Form

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FRANKFURT/MAIN (ug). Wer als bildender Künstler lange leben will, sollte sich fürs Bildhauen statt fürs Malen entscheiden. Bildhauer leben durchschnittlich 3,8 Jahre länger.

Bewegung - hier die Plastik eines griechischen Diskuswerfers - hält auch Künstler fit

Bewegung - hier die Plastik eines griechischen Diskuswerfers - hält auch Künstler fit

© Foto: pa

Das gilt jedenfalls für die alten Meister, wie der Biologe und Kunstliebhaber Phillip Greenspan von der Universität in Athens im US-Staat Georgia in einer Studie herausgefunden hat. So sind beispielsweise die italienischen Maler Raffael (1483 bis 1520) und Caravaggio (1471 bis 1610) noch vor ihrem 40. Geburtstag gestorben. Die Bildhauer Donatello (1386 bis 1466) und Giovanni Bernini (1598 bis 1680) dagegen sind über 80 Jahre alt geworden.

Länger Leben dank körperlicher Arbeit

Zusammen mit seinen Kollegen verglich Greenspan die Lebenspanne von 406 Künstlern, die zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert gelebt hatten. Das Ergebnis, so "Nature" online: Die 144 Bildhauer lebten durchschnittlich 67,4 Jahre, die 206 Maler dagegen wurden nur durchschnittlich 63,6 Jahre alt. Natürlich gibt es in beiden Gruppen Ausnahmen. So starb der venezianische Maler Tizian (1477 bis 1576) mit 99 Jahren, der Bildhauer Pierino da Vinci (1530 bis 1553) dagegen schon mit 23.

Dass Bildhauer länger leben als Maler, liegt wohl an der intensiveren körperlichen Arbeit und an der Bewegung. Denn in Bezug auf sozialen Status, Einkommen, Lebensführung und Ernährung seien die Gruppen der Bilderhauer und der Maler wohl gleich gewesen, so Greenspan, der seine Studie in der Fachzeitschrift "Age und Ageing" publiziert hat. Einziger Unterschied sei, dass sich Maler an der Staffelei nicht so viel bewegen wie Skulpteure, die Materialien wie Stein oder Holz bearbeiten.

Meißeln verbrauche im Schnittt etwa 2,5mal so viel Energie wie Malen, schätzt Greenspan. Bildhauen ist eben harte körperliche Arbeit. So sah das auch der Bildhauer Michelangelo (1475 bis 1564), der offenbar nur ein einziges Ölbild gemalt hat und immerhin 88 Jahre alt geworden ist: Malen an der Staffelei sei nur "gut für Frauen und Faule".

Bewegung wiederum stärke das Immunsystem, wie aus vielen Tierversuchen bekannt sei. Die Bildhauer mit ihrem besseren Immunsystem hätten den damals häufigen Infektionen besser widerstehen können, vermuten die Forscher.

Es gebe aber auch andere Erklärungen für die unterschiedlichen Lebenserwartungen, so Greenspan. So waren bei Malern Bleivergiftungen durch die bleihaltigen Farben häufig. Doch auch die Bildhauer hatten eine Berufskrankheit: Durch das Einatmen des Steinstaubes litten sie oft an einer Staublunge. Doch dieser Einfluss lasse sich nicht untersuchen, denn nur selten seien die Todesursachen der alten Meister überliefert.

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