Ferieninsel Bali

Impfkampagne gegen Tollwut gestartet

Auf der Ferieninsel Bali stolpern Touristen fast an jeder Ecke über streunende Hunde. Die Behörden machen Jagd auf die Vierbeiner, denn sie können Tollwut übertragen. Nun startet zudem eine Impfkampagne.

Veröffentlicht:

KUTA. Hunde sind auf der indonesischen Touristeninsel Bali überall. Sie streunen durch die Straßen, sind an Stränden und auf Marktplätzen zu finden.

Seit 2008 breitet sich Tollwut aus. Einwohner und Touristen haben die Tiere lange Zeit geduldet.

Als im Januar ein zehnjähriges Mädchen aus Australien am Touristenstrand von Kuta ins Bein gebissen wurde, begannen die Behörden ihre Jagd auf die Hunde.

Über Nacht seien die Vierbeiner vom Strand verschwunden, erzählt Janice Girardi, Gründerin der Tierschutzorganisation BAWA auf Bali.

Am Freitag startete auf der Insel nun eine dreimonatige Kampagne, bei der möglichst alle Hunde auf Bali geimpft werden sollen.

110 Teams streunen aus

"Wir senden 110 Teams in alle Regierungsbezirke und Städte auf Bali. Die Kampagne konzentriert sich auf Dörfer, in denen es Fälle von Tollwut gegeben hat und auf solche, in denen Hunde frei herumlaufen und sich vermehren", erklärt Ketut Natakusuma, zuständig für Tiergesundheit im Landwirtschaftsministerium.

Zuvor hatte der Gouverneur von Bali, Made Mangku Pastika, die Öffentlichkeit um Hilfe gebeten.

"Wenn Sie einen streunenden Hund sehen, töten Sie ihn", wurde Pastika auf der Internet-Nachrichtenseite Kompas.com zitiert.

Die Tollwut breite sich aus, und die Regierung habe nicht genug Geld, um sich um die Opfer von Hundebissen zu kümmern, hieß es.

Tierschützer alarmiert

Der Aufruf des Gouverneurs alarmierte die Tierschützer. Eine Massentötung sei nur bei infizierten Hunden sinnvoll, sagt Girardi.

"Aber viele Menschen wissen nicht, wie man Tollwutsymptome erkennt und verfallen unnötig in Panik."

Zudem sei eine Tötung der Hunde nur bedingt effizient. Weitere Tiere kämen dann in die Gegend und diese könnten ebenfalls mit Tollwut infiziert sein.

Impfen ist die bessere Lösung, sagen Tierschützer. Nur eine Herdenimmunität könne die Tollwutepidemie beenden, sagt Girardi.

So könnten infizierte Tiere die Krankheit nicht weitergeben. Andri Jatikusumah, Tierarzt am Indonesischen Zentrum für Veterinärmedizin, stimmt zu: "Auch nach einer Massentötung wird die Hundepopulation innerhalb von zwei oder drei Monaten wieder ihre ursprüngliche Höhe erreichen."

400.000 Hunde auf Bali

Nach offiziellen Angaben gibt es auf Bali etwa 400.000 Hunde. Bei der muslimischen Bevölkerung Indonesiens sind Hunde weniger beliebt, weil sie im Islam als unrein gelten.

Die überwiegend hinduistischen Einwohner Balis schätzen die Tiere dagegen als Wachhunde oder gar als Schutz vor bösen Geistern.

Dennoch haben Berichte über Hunde, die vergiftet oder erschlagen wurden, in den vergangenen Monaten zugenommen. Inselbewohner schießen mit Giftpfeilen auf die Tiere oder legen vergiftete Fleischbällchen aus.

Bislang hat die Regierung ihre Maßnahmen als "begrenzte Ausmerzung" verteidigt.

"Sie betreffen nur streunende Hunde, die nicht geimpft werden können und möglicherweise der Tollwut ausgesetzt waren", sagt Natakusuma.

"Sie werden mit Zustimmung der Bevölkerung in Dörfern durchgeführt, in denen es bekannte Fälle von Tollwut gibt."

Die Regierung akzeptiert jedoch, dass es ohne Vorsorge nicht geht und startete deswegen die Impfkampagne. Es ist bereits die sechste seit 2008 und wird vermutlich nicht die letzte sein.

Die Zahl der Tollwut-Todesopfer ist seit 2008 deutlich gesunken. Im vergangenen Jahr starben drei Menschen an den Folgen von Tollwut, 2009 und 2010 waren es offiziellen Angaben zufolge insgesamt 149.

Mit zwei Todesfällen im ersten Quartal 2015 sei die Rate wieder leicht gestiegen. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!