Niedersachsen

Keine Infektionsgefahr durch Flüchtlinge

Ein Infektiologe will das Land Niedersachsen für eine Fortbildung über seltene Infektionskrankheiten bei Flüchtlingen gewinnen. Doch man winkte ab.

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HANNOVER. Infektionsgefahr durch Flüchtlinge? Die niedersächsische Landesregierung hat es abgelehnt, bei einer Infektiologie-Fortbildung für Amtsärzte zu kooperieren.

"Die Landesregierung schließt sich der Einschätzung des RKI an, wonach die Gefahr der Einschleppung von seltenen Infektionskrankheiten nach Deutschland durch Asylsuchende aktuell gering ist", sagte Niedersachsens Gesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD) zu einer mündlichen Anfrage der CDU-Opposition zum Thema im Landtag.

Das sieht der Hannoveraner Infektiologe Dr. Thomas Ly anders. Er hatte der Regierung die Fortbildungsveranstaltung angeboten. Es geht um individuelle klinische Symptome, das jeweils effektive Diagnoseverfahren, die Therapie und die Epidemiologie.

"Manche Krankheiten, zum Beispiel bestimmte Wurmerkrankungen oder auch Tuberkulose, können die Betroffenen lange unentdeckt mit sich herumtragen und in den Asylunterkünften dann Mitbewohner und Betreuer anstecken."

Viele Anfragen

Um etwa TB zu diagnostizieren, würden zudem immer noch Röntgenuntersuchungen gemacht, kritisiert Ly. "Warum wir nicht einfach eine Blutuntersuchung machen, die die Krankheit schneller und früher diagnostiziert und auch bei Kindern und schwangeren Frauen möglich ist, ist mir unbegreiflich."

Der Bedarf sei auf jeden Fall gegeben, sagt Ly. "Seit Monaten erhalten wir ständig Anfragen von Kollegen." Der Infektiologe Ly arbeitet als Unternehmer im Qualitätsmanagement für Krankenhäuser.

"Wir kommen international herum und natürlich sind drohende Infektionen ein Hauptthema des QM in Kliniken."

Bei manchen Patienten werden Infektionen auch gar nicht als solche erkannt. Ly berichtet von einem Mann, der unerkannt unter Schistosomiasis - einer tropischen Wurmerkrankung - litt und fünf Jahre lang erfolglos behandelt wurde.

"Man hätte sie mit einem einfachen Bluttest für 30 Cent diagnostizieren können - wenn man darauf gekommen wäre", sagt Ly.

Jetzt bietet er seine Fortbildung in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover für medizinische Berufsgruppen an, die mit Flüchtlingen zu tun haben. (cben)

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