Künstler verbrüdern sich gegen ALS

BERLIN (dpa). Sie sind gute Freunde und respektieren sich gegenseitig in ihrer Arbeit. Jetzt haben sich der Theaterprovokateur Christoph Schlingensief und der Maler Jörg Immendorff für ein gemeinsames Projekt zusammengetan, das jene Nervenkrankheit thematisieren soll, an der der 59jährige Maler leidet.

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Bei Immendorf wurde 1998 ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) diagnostiziert. In seinem Prozeß wegen Kokainbesitzes hatte ein Gutachter im vergangenen Juli gesagt, daß der Künstler bald sterben werde. "Was ich als Lebensplanung noch habe, ist natürlich meine Familie, dann mein künstlerisches Schaffen soweit die Füße tragen und Propaganda machen für bessere Bedingungen zur Erforschung dieser heimtückischen Krankheit, um ihr besser und früher begegnen zu können", sagte Immendorff im Vorfeld von Schlingensiefs Projekt "Kunst als Gemüse - Theater A.L.S. Krankheit". Daran soll auch ein ALS-Patient mitwirken. Immendorff entwarf das Plakat dazu. Premiere ist morgen an der Berliner Volksbühne.

Bei Immendorff, der einer der wichtigsten zeitgenössischen Maler in Deutschland ist, führte ALS bisher zu einer fortschreitenden Störung der motorischen Funktion der linken Hand, der Arbeitshand des Künstlers. Im Verlauf weniger Jahre erlebte er einen vollständigen Verlust der Motorik des linken Arms. Mit Beginn des Jahres 2000 kam es auch zu Störungen des rechten Arms.

"Man weiß heute noch immer zu wenig über die Ursachen der Krankheit", sagt Immendorff, der an der Berliner Charité ein Forschungsstipendium dafür geschaffen hat. In Schlingensiefs Theaterankündigung heißt es, die Krankheit treffe überdurchschnittlich häufig "privilegierte Angehörige der Mittelschicht".

Das Theaterplakat zum Schlingensief-Projekt soll in der Volksbühne zu Gunsten der Forschung verkauft werden. Vor allem aber will Immendorff die Krankheit noch stärker ins Bewußtsein der Öffentlichkeit bringen. Am 2. Dezember wird er zusammen mit der Schauspielerin Veronica Ferres im Fernsehen bei Johannes B. Kerner darüber sprechen.

"Ich will jede niveauvolle Gelegenheit nutzen. Alle Bataillone müssen in die Schlacht geworfen werden." Ihn haben auch schon viele Leidensgenossen angerufen, die Rat und Hilfe und oft nur das Gespräch suchen. "Das ist ungeheuer wichtig für isolierte Patienten, die nicht wie ich die Möglichkeit haben, an die Öffentlichkeit zu gehen. Die sitzen in ihrer Wohnung und verzweifeln, das darf man nicht unterschätzen."

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