Leicht, atmungsaktiv, lang - die Hosen der Fußballer

Von Caroline Bock Veröffentlicht:

Wenn die deutschen Fußballer heute nachmittag in Berlin gegen Ecuador antreten, werden sie in lang auflaufen. Denn von wegen Männer in kurzen Hosen: Fußballer tragen ihr Beinkleid, anders als zu Beckenbauers Zeiten, fast so lang wie Bermudas.

Die deutsche Elf steckt traditionell in einem Modell von Adidas, in Schwarz und mit drei weißen Streifen; dazu nehmen diesmal zierliche gelbe und rote Streifen die Nationalfarben auf, drei Sterne stehen für die drei WM-Titel, die Deutschland gewonnen hat. Mancher Profi sichert sich zudem mit einer extra Radlerhose ab, was die Muskeln warm hält - und auch eine kleine Marotte sein kann.

"Die Hosen müssen leicht sein", sagt Karl Quade, Experte für Biomechanik am Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Bonn. Außerdem muß die Kleidung Zweikämpfe aushalten, ohne daß im "Herrenbereich das eine oder andere sichtbar wird", wie Quade formuliert. Mancher Spieler greife zusätzlich zur Badehose, um auf Nummer sicher zu gehen.

Die Fußballerhosen sind heute nicht mehr aus Baumwolle

Beim Stoff ist es laut Quade wichtig, daß der Schweiß nach außen transportiert wird. Deswegen sind Fußballerhosen im Jahr 2006 aus Microfaser und nicht mehr aus Baumwolle wie zu Zeiten des Wunders von Bern 1954, als Helmut Rahn in Flatterhose das entscheidende 3:2 im Finale gegen Ungarn schoß.

Später wurden die Hosen knapper, wie man etwa bei den Bildern des WM-Siegers Deutschland 1974 und 1990 sehen kann. Das kurze Adidas-Modell mit Seitenschlitz und Satinoptik, in dem in den 70ern und 80ern ganze Generationen von Kickern bolzten, ist heute eher etwas für Retro-Fans.

Daß die Modelle der Profis inzwischen länger sind, ist nach Ansicht von Quade in erster Linie Optik und nicht reine Funktion. Auch in anderen Sportarten wie Tennis ist mittlerweile deutlich weniger Männerbein zu sehen als zu Björn Borgs Zeiten.

"Die Hosen sind funktioneller, atmungsaktiver und leichter geworden", sagt Adidas-Sprecher Oliver Brüggen. Das Modell für die deutsche Elf hat Hausdesignerin Patricia Papp entworfen. Es ist aus einem "sehr atmungsaktiven Material" namens "Climacool".

Bei Puma sind die Hosen hinten etwas länger als vorne, damit der Fußballer noch besser sprinten kann, wie Sprecher Ulf Santjer erklärt.

Adidas versorgt seit fünf Jahrzehnten das Nationalteam, der Rivale aus Herzogenaurach dagegen beansprucht für sich, mit zwölf Teams die meisten Mannschaften bei der WM eingekleidet zu haben, darunter auch die Italiener.

Daß Fußball nicht immer der Platz für Avantgarde ist, hat der Hersteller erfahren, als er 2004 Kamerun zum Afrika-Cup im sexy Einteiler spielen ließ. Die Sache endete in einem Gerichtsstreit mit der FIFA, bis es eine außergerichtliche Einigung gab.

Einteiler sind für Fußballer nicht erlaubt

Ein Einteiler hat zumindest den Vorteil, daß die Hose nicht rutschen kann. Der italienische Stürmerstar Giuseppe Meazza hätte bei einem Elfmeter bei der WM anno 1938 vor 70 000 Zuschauern fast unten ohne dagestanden, weil ihm der Gummizug gerissen war. Er verwandelte trotzdem - die Hose hielt er mit der linken Hand fest.

Und noch eine textile Anekdote findet sich in Christian Eichlers "Lexikon der Fußballmythen" (Piper Verlag): Als Torwart Jens Lehmann, heute Deutschlands Nummer eins, zu seinem ersten Lehrgang bei der Junioren-Nationalmannschaft in Jeans erschien, soll ihn angeblich der damalige Juniorentrainer Berti Vogts ermahnt haben: "Beim nächsten Mal hast du aber eine Stoffhose an."

Die Anzüge, die die deutschen Spieler außerhalb des Platzes tragen, hat Gabriele Strehle entworfen. Was die Modedesignerin von den Adidas-Sporthosen hält, ist nicht zu erfahren: Dazu wollte die Designerin sich nicht äußern. (dpa)

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