Umwelt

Plastik in fast allen Meeressäugern

Die kleinen Plastikteilchen sind tückisch. Tiere im Meer nehmen sie leicht auf. Nun haben Forscher Meeressäuger genauer unter die Lupe genommen. Mit deprimierendem Ergebnis.

Von Marina Kosmalla Veröffentlicht:
Robben als Indikatoren für Umweltverschmutzung: In allen Mägen von untersuchten Tieren wurden Plastikpartikel gefunden.

Robben als Indikatoren für Umweltverschmutzung: In allen Mägen von untersuchten Tieren wurden Plastikpartikel gefunden.

© greenpapillon / stock.adobe.com

EXETER. Rund um Großbritannien gibt es kaum einen Meeressäuger ohne Mikroplastik im Bauch. Forscher hatten insgesamt 50 Delfine, Robben und Wale untersucht, die an der britischen Küste angespült wurden.

Sie fanden bei allen Tieren mindestens ein Plastikteilchen, wie sie im Fachmagazin „Scientific Reports“ schreiben.

„Die Anzahl der Partikel war mit durchschnittlich 5,5 pro Tier relativ gering. Das legt nahe, dass die Teilchen letztendlich wieder ausgeschieden oder hochgewürgt werden“, sagte Hauptautorin Sarah Nelms von der Universität Exeter laut einer Uni-Mitteilung.

Als Mikroplastik werden Kunststoffteilchen bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Es kann über das Wasser oder indirekt über belastete Beutetiere aufgenommen werden.

Schockierend ohne Überraschung

„Es ist schockierend, aber nicht überraschend, dass jedes Tier Mikroplastik aufgenommen hat“, sagte Nelms. Um mögliche Auswirkungen der Teilchen oder der darin enthaltenen Chemikalien auf die Tiergesundheit zu verstehen, seien weitere Untersuchungen nötig.

84 Prozent der gefundenen Plastikteilchen bestanden den Forscher zufolge aus synthetischen Fasern, die von Kleidung, Fischernetzen oder Zahnbürsten stammen können. Die anderen Fragmente stammen wahrscheinlich von Gegenständen wie Lebensmittelverpackungen und Plastikflaschen.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass der Darm weniger Mikroplastik enthielt als der Magen der Tiere. Möglicherweise blieben die Teilchen dort erst einmal liegen.

Zudem entdeckte das Team einen möglichen Zusammenhang zwischen der Todesursache und der aufgenommenen Menge an Mikroplastik: So hatten die Tiere, die an einer Infektionskrankheit gestorben waren, etwas mehr Plastikpartikel in ihrem Verdauungstrakt.

„Wir können keine festen Schlüsse auf die mögliche biologische Bedeutung dieser Beobachtung ziehen“, sagte Mitautor Brendan Godley. „Wir stehen noch ganz am Anfang, diesen allgegenwärtigen Schadstoff zu verstehen. Wir haben jetzt aber einen Maßstab, mit dem künftige Studien verglichen werden können.“

Meeressäuger wie Wale, Delfine und Robben werden den Forschern zufolge oft als wichtige Indikatoren für die Gesundheit des Ökosystems der Meere betrachtet, insbesondere in Bezug auf Umweltverschmutzung. (dpa)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Mann drückt auf eine Klingel.

© Animaflora PicsStock / stock.ado

Alternatives Versorgungsmodell

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Zwei Hände halten einen Becher mit Urin.

© mitifoto / stock.adobe.com

Tipps beim DGIM-Kongress

Urinteststreifen und Harnwegsinfektion: Achtung, Fallstricke!