Suizidprävention bei Flüchtlingen

Psychische Probleme erkennen!

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BERLIN. Die Suizidprävention bei Flüchtlingen muss deutlich verstärkt werden. Das fordert das Nationale Suizidpräventionsprogramm (Naspro) gemeinsam mit der psychiatrischen Fachgesellschaft DGPPN.

Deutschland müsse einen adäquaten Zugang zum Gesundheitssystem schaffen und dabei auch psychiatrisch-psychotherapeutischen Hilfsangebote sicherstellen, hieß es im Vorfeld des Welttages der Suizidprävention.

Mehr als 40 Prozent der Flüchtlinge leiden den Expertenangaben zufolge unter posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Rate sei im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um das Zehnfache erhöht.

Zudem stellen die Experten bei deutlich mehr als der Hälfte der Flüchtlinge Symptome von Angst und Depressionen fest. "Diese schweren Erkrankungen können ohne ausreichende Behandlung mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden sein", warnen Naspro und DGPPN.

Das Suizidrisiko kann nach Angaben der Berliner Psychiaterin Privatdozentin Dr. Meryam Schouler-Ocak vom Naspro durch den erschwerten Zugang zum Gesundheitssystem weiter steigen.

Die Rate von Suiziden und Selbstverletzungen bei Flüchtlingen und Asylbewerbern ist nach ihren Angaben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung signifikant erhöht.

Die Gesundheitskarte für Asylbewerber löst dieses Problem aus Sicht des Naspro nicht. "Die Gesundheitskarte senkt zwar die bürokratischen Hürden, aber sie senkt nicht die kulturellen und sprachlichen Hürden", sagte Schouler-Ocak. Deshalb müsse der regelhafte Einsatz professioneller Dolmetscher gesichert werden.

Als wichtigen Schritt betrachten Naspro und DGPPN zudem die Einrichtung von Netzwerken. Schouler-Ocak forderte, dass bei niedergelassenen Ärzten Kapazitäten für die Behandlung von psychisch erkrankten Flüchtlingen geschaffen werden und der Mehraufwand auch vergütet werden müsse.

Für sinnvoll hält das Naspro zudem ein Screening für Flüchtlinge auf psychische Erkrankungen innerhalb der ersten Monate nach ihrer Ankunft. (ami)

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