Starke Präsenz von Selbsthilfegruppen im Internet

Veröffentlicht:
Virtuelle Selbsthilfe: 95 Prozent der 360 bundesweiten Selbsthilfeorganisationen haben eine eigene Internetseite.

Virtuelle Selbsthilfe: 95 Prozent der 360 bundesweiten Selbsthilfeorganisationen haben eine eigene Internetseite.

© L.S. / fotolia.com

BERLIN (dno). Selbsthilfe ist immer stärker im Internet präsent. 95 Prozent der 360 bundesweiten Selbsthilfeorganisationen haben eine eigene Internetseite. Fast die Hälfte davon bietet die Möglichkeit des virtuellen Austausches, meist über Foren, aber auch über Chats. Eine Schwachstelle ist vor allem der Daten- und Privatsphärenschutz.

"Dabei gibt es große Unterschiede in der Funktionalität der Websites", hat Miriam Walther von der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (NAKOS) festgestellt. Sie begleitet seit zwei Jahren das Projekt "Selbsthilfe und Neue Medien".

Einige sind sehr aufwendig gestaltet und bieten jede Menge Austauschmöglichkeiten auch über Blogs oder sind mit Facebook und Twitter verlinkt. Selbsthilfe im Internet biete trotz Datenschutzproblemen eine Reihe von Vorteilen, besonders für Menschen mit seltenen Krankheiten, eingeschränkter Mobilität oder wenig Zeit, sagt Walther.

Wer sich wegen seiner gesundheitlichen Einschränkung schämt oder sein Problem noch gar nicht erkannt hat, findet auf den Seiten einen deutlich leichteren Zugang. Im Internet kann einfach mal "reingeschnuppert" werden, denn die Hemmschwelle ist durch die Anonymität niedriger.

Die virtuelle Selbsthilfe hat aber auch Grenzen. "Das elektronische Netz kann mich einfach nicht in den Arm nehmen!" klagt ein Nutzer, dem beim Online-Kontakt die emotionale Komponente fehlt. Diese Aussage kann Diplompädagoge Holger Preiß nicht bestätigen: Laut seiner Dissertation, in der er Antworten von rund 1000 Nutzern ausgewertet hat, haben 61 Prozent der Ratsuchenden über das Internet auch private Kontakte geschlossen.

Virtuelle Selbsthilfe stößt bei Krankenkassen aber noch auf wenig Gegenliebe und wird in der Regel als nicht förderungswürdig angesehen. Rüdiger Meierjürgen von der Barmer GEK will sich der Entwicklung im Bereich der neuen Medien nicht verschließen. "Zunächst müssen wir im Dialog mit der Selbsthilfe die Qualitätskriterien für die virtuelle Selbsthilfe entwickeln." Er ist optimistisch, dass der Klärungsprozess in zwei, drei Jahren abgeschlossen sein wird.

Die Broschüre "Internetbasierte Selbsthilfe" unter www.nakos.de

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kriminalität

Lebenslange Haft in Folterprozess gegen syrischen Arzt

Nachruf

Eckart Fiedler – ein Leben für die Selbstverwaltung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Assoziation zwischen Cannabis und MACE

Kiffen schlägt wohl aufs Herz

Lesetipps
Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus

Ein Mann fasst sich an den Kopf und hat die Stirn in Falten gelegt.

© Pongsatorn / stock.adobe.com

Indikation für CGRP-Antikörper?

Clusterkopfschmerz: Erenumab scheitert in Prophylaxe-Studie

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes