Medizintourismus

Vergiftungen in Deutschland nach Botox-Magenbehandlung in Istanbul

Die Türkei ist beliebt bei sogenannten Gesundheitstouristen. Haartransplantationen und andere Eingriffe sind hier vergleichsweise günstig. Nun ging offenbar bei Botox-Behandlungen etwas schief.

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Mehrere Türkeireisende ließen sich Botulinum-Toxin in die Magenwand injizieren - mit gesundheitsschädlichen Folgen.

Mehrere Türkeireisende ließen sich Botulinum-Toxin in die Magenwand injizieren - mit gesundheitsschädlichen Folgen.

© H_Ko / stock.adobe.com

Berlin/Istanbul. Nach speziellen Magenbehandlungen mit Botox in der Türkei haben mehrere Menschen in Deutschland eine Vergiftung bekommen. „Alle haben gemeinsam, dass sie sich Ende Februar in Istanbul in der Türkei Behandlungen unterzogen haben, bei denen Botulinum-Toxin in die Magenwand injiziert wird“, teilte das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag mit. In einem am Donnerstag erschienenen Bericht schrieb das RKI von bisher neun bekannten Fällen. Was bei den Behandlungen schief ging, ist bislang unklar.

Ein Verband für Infektionskrankheiten in der Türkei teilte mit, es habe in den vergangenen Tagen „viele Vorfälle“ gegeben. Betroffen seien sowohl Türken als auch Ausländer, die zu Behandlungen in das Land gereist seien. Die Patienten hätten sich alle dem sogenannten „Magen-Botox“ unterzogen, das hauptsächlich zur Gewichtsreduktion eingesetzt werde.

Botulismus als ernste Krankheit

Die Krankheit Botulismus ist laut RKI selten, „jedoch sehr ernst“. Sie sei nicht von Mensch zu Mensch übertragbar und werde von den hochgiftigen Botulinum-Neurotoxinen verursacht. Im Magen wird er laut RKI unter anderem zur Behandlung von spastischen Erkrankungen der Muskulatur eingesetzt. „Auch soll eine entsprechende Injektion von BoNT/A dazu führen, dass die Magentätigkeit reduziert wird und damit zur Gewichtsreduktion beitragen“, hieß es weiter. Zum Anlass für die Behandlung in den konkreten Fällen könne keine Angabe gemacht werden, teilte das RKI auf Anfrage mit. Die Behandlungen hätten alle zwischen dem 22. und dem 25. Februar stattgefunden.

Die Türkei ist bekannt für allerlei medizinische Behandlungen, wie etwa Zahnbehandlungen, Haartransplantationen oder andere Schönheitsoperationen und Anwendungen. Der Gesundheits-Verband Satugem rechnet für das Jahr 2023 mit einer Million sogenannter Gesundheitstouristen.

RKI-Aufruf an Betroffene

Das RKI rief Menschen, die seit dem 22. Februar eine solche Magenbehandlung mit Botox in Istanbul erhalten und Symptome haben, auf, einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen. Typische Symptome seien Seh- und Sprachstörungen und Schwäche in den Extremitäten. Hinzu kommen laut Behörde Schluck- und Atembeschwerden, die üblicherweise zwischen drei bis zehn Tagen nach der Behandlung auftreten. Angesichts der anfangs eher unspezifischen Symptome sei es möglich, dass es in Deutschland noch mehr Fälle gebe.

Bei den geringen Dosen, die bei Behandlungen mit Botox eingesetzt werden, seien solche Symptome eigentlich nicht zu erwarten, teilte das RKI mit. „Inwieweit hier eine fehlerhafte Dosierung/Behandlung vorliegt oder vorgelegen hat, wird aktuell von den türkischen Behörden untersucht.“ (dpa)

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