Medimeisterschaften
Wenn Medizinstudenten sich bekriegen – sportlich!
Auch die Medimeisterschaften fanden in diesem Jahr nur virtuell statt. Doch die Organisatoren blasen kein Trübsal. Denn: Die Medis2021 sollen alle Vorläufer in den Schatten stellen.
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Nichts für bierernste Fußballfreunde: Manche Teilnehmer der Medis messen sich lieber im Bubbble-Soccer. (Archivbild)
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Neu-Isenburg. Die Organisatoren der Medimeisterschaften sind nicht zu beneiden: Erst im vergangenen Jahr mussten Dr. Tobias Heising und Dr. Friedemann Egender 25 .000 Teilnehmer wegen eines Unwetters evakuieren lassen, und nun fällt das größte Sportfestival deutschsprachiger Medizinstudenten aufgrund der Corona-Pandemie ganz aus. Doch Heising und Egender, besser als Tobi und Friede bekannt, lassen sich nicht entmutigen. Die meisten jener Studenten, die sich für die Medis 2020 frühzeitig angemeldet hatten, haben längst zugestimmt, ihre Eintrittskarten in sogenannte Supporter-Tickets für 2021 umwandeln zu lassen. Und auch wenn der sportliche Wettkampf für dieses Jahr abgesagt werden musste, ist die begleitende Party mit den besten Songs als Dauerschleife im Netz zu erleben.
Nicht ohne Fan-Video
Traditionell komponiert jede der am viertägigen Festival teilnehmenden medizinischen Fakultäten einen eigenen Song und produziert dazu ein Video. Aus allen Einreichungen wird schließlich vor Ort das beste Fan-Video gekürt. Im vergangenen Jahr gewannen die Bonner Medizinstudenten mit „Napoleon Bonnerparty“, ein Jahr zuvor reüssierten die Rostocker Kommilitonen mit „Woodstock Peace & Love“.
Beim Songcontest 2017 landeten zwar die Göttinger Nachwuchsärzte mit ihrem Beitrag „Ab GÖht die Post“ auf dem ersten Platz, als heimliche Sieger konnten sich allerdings ihre Mainzer Kollegen feiern lassen, deren Song „Medicopter Mainz17“ gleichsam über Nacht zum Party-Hit wurde und sogar den 1. Platz der Spotify-Charts eroberte.
2002 fing alles an
Die ersten Medimeisterschaften fanden 2002 in Bochum statt, damals noch als Fußballturnier, zu dem sich die Kicker medizinischer Fakultäten im Ruhrgebiet trafen. Mit steigenden Besucherzahlen entwickelte sich das Turnier im Laufe der Jahre dann zu einem internationalen Sportfestival, an dem mittlerweile neben den Nachwuchsmedizinern aus Deutschland auch deutschsprachige Kommilitonen aus Österreich, Ungarn, Bulgarien, Lettland, Frankreich und der Schweiz teilnehmen. Sportlich steht zwar noch immer der Fußball im Mittelpunkt (den letzten Pokal eroberten die Medizinstudenten aus Wien), doch werden inzwischen auch Wettkämpfe im Volleyball und Basketball ausgetragen. Hinzu kommen Partyspiele wie Flunkyball (ein Bier-Trinkspiel) oder Bubble-Soccer (bei dem sich die Fußballer aufblasbare Kugeln über den Oberkörper stülpen).
Tatsächlich geht es bei den Medis weniger um Wettstreit als um Spaß, was sich auch an den oft kuriosen Outfits der Festivalteilnehmer ablesen lässt, die sich nach den jeweiligen Motti ihrer Fakultäten wahlweise in goldenen Umhängen, Panda-Kostümen, Mönchskutten oder Müllmannkleidung präsentieren. Ihr gemeinsamer Leitspruch lautet #nurLiebe; das Label prangt inzwischen auch auf Merchandise-Produkten wie Hoodies und Caps.
Wesentliches Element bei der Teilnahme: Nicht nur ein bisschen Spaß muss sein.
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Spenden für Hilfsorganisationen
In den vergangenen Jahren wurden die Medimeisterschaften, an denen inzwischen mehr als 50 staatliche und private medizinische Fakultäten teilnehmen, hauptsächlich auf dem Flughafen in Obermehler ausgetragen, einem Ortsteil der Landgemeinde Nottertal-Heilinger Höhen in Thüringen. Das Gelände des ehemaligen sowjetischen Luftwaffenstützpunktes bietet reichlich Platz für die zahlreichen Bühnen und Zeltplätze, wo sich die Festivalteilnehmer nach den kräftezehrenden Wettkämpfen und Partys erholen können. Die Pfandflaschen werden im Übrigen zentral gesammelt und Hilfsorganisationen wie Unicef oder Medinetz, einem Netzwerk für medizinische Flüchtlingshilfe, gespendet.
Auch jenseits der Medimeisterschaften engagiert sich Festivalorganisator Friedemann Egender für Flüchtlinge. Schon als Student hat der heutige Assistenzarzt an der Klinik für Anästhesie, Schmerztherapie, Intensiv- und Notfallmedizin der DRK Kliniken Berlin Flüchtlinge auf Ämter begleitet, ihnen Deutsch beigebracht sowie bei der Wohnungs- und Jobsuche geholfen. Sein Partner Tobias Heising, Facharzt für Innere Medizin am Marienhospital Osnabrück, kickt in der inoffiziellen deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Ärzte als Innenverteidiger. Beide gemeinsam hoffen, dass die Medis 2021 alle vorausgegangenen Meisterschaften in den Schatten stellen werden.
Mehr Informationen: www.medimeisterschaften.de