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Wie ein Arzt Wortmalerei und Literatur in Zwiesprache bringt
Ein Arzt, der Bilder „schreibt“ – der Künstler SAXA vereint viele Talente und Interessen. Beim Publikum kommen seine ungewöhnlichen Werke offenbar gut an: Bei der Eröffnung einer Ausstellung in Saarlouis vor einigen Tagen war der Andrang groß.
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Der Arzt, der Bilder „schreibt“: Der Künstler SAXA vor einer „Wortmalerei“, die den Sänger David Bowie zeigt. In seinen Werken treten Text und Bild in eine spannungsreiche Zwiesprache.
© Michael Kuderna
Saarlouis. Den Arztkittel wird Dr. Sascha Lehmann wohl nicht mehr anziehen. Nach Medizinstudium und Approbation gönnte sich der heute 44-Jährige ein Orientierungsjahr.
Dann entschloss er sich, seine Leidenschaften für Kunst und Genuss zum Beruf zu machen. Die Promotion über Lebensqualität in der Kinder- und Jugendpsychiatrie schloss für ihn das Medizin-Kapitel ab; der bis heute als weiteres Standbein beibehaltene Weinhandel sowie Tätigkeiten als Texter und Kommunikationsdesigner traten in den Vordergrund.
Schon als Jugendlicher, so erzählt Lehmann der „Ärzte Zeitung“, habe er Gedichte geschrieben. Für sie suchte er nach neuen Formen – und fand sie in der Symbiose mit seinen bildnerischen Arbeiten. Die für ihn so typische Wortmalerei war geboren.
Dabei schreibt SAXA – das X im Künstlernamen entspricht im Katalanischen unserem „sch“ – mit Tusche Texte auf die Leinwand. Vor allem durch unterschiedliche Fettung entstehen in seinem Kölner Atelier damit gleichzeitig Bilder. Zwar hat SAXA mit dieser Technik auch Kirchen und sogar Tiere dargestellt, doch dominieren Porträts. „Ich bin vor allem an Menschen interessiert“, begründet er diese Vorliebe. Als Text setzt er überwiegend eigene Reflexionen, aber auch biografische Informationen oder Briefausschnitte ein.
Von Dali über Loriot bis Bocuse
Dazu wählt SAXA gerne lyrische, emotionale Zeilen aus. So treten Text und Bild in eine spielerische oder spannungsreiche Zwiesprache und lassen auch weniger bekannte Facetten der porträtierten Personen aufleuchten. „Ich trage Dich auf den Händen, und ich küsse Dich von Kopf bis Fuß, und ich falle vor Dir auf die Knie, und ich stöhne: Madame, ich liebe Sie.“ Wer auf dem ikonenhaften Konterfei von Karl Marx diese Worte aus einem Brief an seine Frau entdeckt, wird mit viel Lust das gesamte Bild dechiffrieren.
Die Kombination funktioniert mit Persönlichkeiten aus den verschiedensten Bereichen. Ob Salvador Dalí, John Lennon, Loriot, Paul Bocuse, Albert Schweitzer oder eine unbekannten „Nixe“ als Rückenakt – mit seiner Technik vereinigt SAXA stets Literatur und künstlerischen Ausdruck. Die Worte erhalten räumliche Tiefe, die Motive poetischen Gehalt.
Eine Kunst, von der man leben kann
Mit seiner von grafischen Elementen getragenen Methode kann der Künstler auch ökonomisch einen breiten Markt abdecken: Neben dem großformatigen hochpreisigem Unikat werden von vielen Motiven in kleineren Formaten und unterschiedlichen Auflagen signierte Drucke vertrieben. Als weitere Unikate gibt es auch handkolorierte Grafiken. Dabei variiert SAXA Drucke durch handgemalte Einfärbungen von Konturen oder Zwischenräumen und interpretiert sie dadurch neu.
Ganz isoliert von seinem ersten Beruf ist SAXA aber auch als erfolgreicher Künstler nicht. Sein Vater und mehrere Freunde sind Mediziner. Und in letzter Zeit, so vertraut er der „Ärzte Zeitung“ im Gespräch an, blättert er wieder öfters mal in Fachzeitschriften.
Doch offenbar hat er mit seiner zweiten Karriere sein Glück gefunden. „Ich liebe das Leben und es sieht – mit wenigen Ausnahmen – so aus, als würde dies sogar auf Gegenseitigkeit beruhen.“ An dieser schon vor Jahren niedergeschriebenen Einschätzung hat sich nichts geändert.
SAXA. Geschriebene Bilder: Bis 1. April in Saarlouis, Galerie Palz www.galerie-palz.de