Buchrezension

Wir retten das Klima? Nein, uns selbst!

In seinem neuen Buch „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“ verhandelt Eckart von Hirschhausen auf mehr als 520 Seiten die ganz großen Krisen der Gegenwart.

Veröffentlicht:
Krisenerklärer: Eckart von Hirschhausen.

Krisenerklärer: Eckart von Hirschhausen.

© Horst Galuschka/picture alliance/dpa

Berlin. In seinem neuen Buch „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“ dreht Eckart von Hirschhausen auf mehr als 520 Seiten das ganz große Rad. „3 Krisen zum Preis von 2!“ wird auf dem Cover angekündigt – tatsächlich sind es noch eine ganze Reihe mehr, die alle miteinander in Verbindung stehen. Zentral ist die Botschaft, dass das Handeln gegen die Erderwärmung dringlich ist. „Die Klima-Krise hat massive Auswirkungen auf die Gesundheit“, so von Hirschhausen. „Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns!“

Katastrophe mit Ansage

Eckart von Hirschhausen (Jahrgang 1967) studierte Medizin und ist seit mehr als 20 Jahren als Kabarettist, Autor und TV-Moderator aktiv. Seit einigen Jahren engagiert er sich für eine medizinisch und wissenschaftlich fundierte Klimapolitik. In sein Buch flossen Studienergebnisse, Interviews mit Experten sowie eigene Erlebnisse ein.

Hören Sie Eckart von Hirschhausen zum Thema im Podcast:

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Podigee Um mit Inhalten aus Podigee und anderen sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Die Klima-Krise sei eine Katastrophe mit Ansage, vom menschengemachten Treibhauseffekt habe er schon in der Schule gehört, schreibt der Arzt. Auch ihm selbst hätten aber erst Aha-Momente wie der Hitzesommer 2018 und ein im Zuge der Eisschmelze bröckelnder Alpenfels klar gemacht, dass es nicht um eine fiktive Zukunft oder ferne Länder, sondern das „Hier und Jetzt“ geht.

„Unser aller Mutter liegt auf der Intensivstation“, schreibt von Hirschhausen über den Zustand der Erde. „Sie hat Multiorganversagen, das Schlimmste, was man auf Intensiv haben kann.“ Mehrere Systeme wie Atmung, Kreislauf, Entgiftung und Stoffwechsel funktionierten nicht mehr richtig. Es gehe um den nicht mehr wehenden Jetstream, gestörte Wasserkreisläufe mit Starkregen, Wirbelstürmen und Dürren. „Die Entgiftung ist blockiert durch Feinstaub und Mikroplastik in Luft und Wasser.“

Lebensqualität statt Verbote

Nötig sei ein stärkerer Fokus auf den Zugewinn an Lebensqualität statt Diskussionen über angebliche Verluste und Verbote. Als Beispiel wird unsere Ernährung genannt: Mit dem Umbringen von Nutztieren brächten wir auch uns selbst um. „Kurzfristig, weil wir mindestens doppelt so viel Fleisch essen, wie es gesund wäre. Langfristig, weil die überstrapazierte Atmosphäre die Erde so aufheizt, dass wir bald keinen Grill mehr brauchen.“ Industrielle Massentierhaltung sei einer der ganz großen Klimakiller, verantwortlich für mehr Treibhausgase als alle Autos, Schiffe und Flugzeuge der Welt zusammen.

Als weiterer Bereich mit „unstillbarem Energiehunger“ wird das Internet genannt. „Wäre das Internet ein Land, hätte es den sechstgrößten Stromverbrauch auf dem Planeten.“ Allein ein Smartphone habe im Zuge von Streaming und Suchanfragen den Strombedarf eines kleinen Kühlschranks.

Von Hirschhausen erläutert, warum es besonders gefährlich ist, wenn sich das Wetter lange nicht ändert. Warum Katzen für Vögel wesentlich gefährlicher sind als Windräder und warum Klimaanlagen keine Lösung sind, sondern Teil des Problems. Er geht der Frage nach, ob Bioläden mehr sind als eine moderne Art des Ablasshandels für Besserverdienende.

Letzte Woche eine Kreditkarte gegessen

Der Mediziner erklärt, dass es Hitzewellen auch im Wasser gibt und warum das gerade der Ostsee schwer zu schaffen macht – und auch der Gesundheit der dort Badenden. Ausführlich geht er zudem auf die Vermüllung des Planeten mit Plastik und die Folgen ein. „Geld kann man bekanntlich nicht essen. Aber wann haben Sie zuletzt eine Kreditkarte gegessen?“, heißt es im Buch. „Ich behaupte: letzte Woche. Woher ich das weiß? Ich habe auch eine gegessen.“ Jeder nehme inzwischen unbemerkt in etwa diese Menge an winzigen Plastikteilchen in einer Woche auf – mit ungewissen Folgen. dpa

Mehr zum Thema

Kommentar

Alarmstufe rot in der Notaufnahme

Glosse

Die Duftmarke: Frühlingserwachen

Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen