Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Geburtenrate sinkt im Vorjahr auf 1,36 Kinder

Im vergangenen Jahr ist die Geburtenrate in Deutschland nach Angaben von Bevölkerungsforschern auf den niedrigsten Stand seit 2009 gefallen. Als mögliche Ursache werden die Corona-Pandemie und andere Krisen vermutet.

Veröffentlicht:
Den Geburtenrückgang ab Herbst 2022 in Deutschland verbinden die Wissenschaftler mit multiplen Krisen, die sich in der Endphase der Pandemie entwickelt haben.

Den Geburtenrückgang ab Herbst 2022 in Deutschland verbinden die Wissenschaftler mit multiplen Krisen, die sich in der Endphase der Pandemie entwickelt haben.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Wiesbaden. Die Geburtenrate in Deutschland ist im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 2009 gefallen. Das hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Mittwoch mitgeteilt.

Die Geburtenrate sei in den beiden vergangenen Jahren in Deutschland deutlich zurückgegangen: 2021 betrug sie noch 1,57 Kinder pro Frau, im Herbst vergangenen Jahres waren es dann 1,36 Kinder.

Die Geburtenrate sei in der ersten Phase der Corona-Pandemie zunächst stabil geblieben, sank dann aber ab 2022 auf 1,4 und erholte sich im Sommer 2022 zunächst wieder auf 1,5 Kinder pro Frau. Im Jahr 2023 nahm sie aber wieder ab und betrug nach vorläufigen Berechnungen im Durchschnitt der Monate Januar bis November 1,36. In der Vergangenheit habe sich ein solcher Rückgang der Fertilität in längeren Zeiträumen vollzogen, schreiben die Wissenschaftler.

Mögliche Folgen der Corona-Pandemie

Die BiB-Forscher sehen den Einbruch der Geburtenrate unter anderem als Reaktion auf die beginnende Impfkampagne gegen das Coronavirus neun Monate zuvor. Die Vermutung: Frauen könnten angesichts der damals für Schwangere nicht zugelassenen Impfstoffe den Kinderwunsch aufgeschoben haben.

Den fortgesetzten Geburtenrückgang ab Herbst 2022 verbinden die Wissenschaftler mit multiplen Krisen, die sich in der Endphase der Pandemie entwickelt und sich negativ auf den Kinderwunsch ausgewirkt haben könnten. Als Stichworte werden der Krieg in der Ukraine, Inflation oder Klimawandel genannt, die zu Verunsicherung geführt hätten. Noch nicht absehbar sei, ob die sinkenden Geburtenzahlen einen zeitweisen Effekt abbilden oder von Dauer sind.

Nach 1975 hat sich die Geburtenrate in der Bundesrepublik zwischen 1,2 bis 1,4 Kinder pro Frau eingependelt. Von 2015 bis 2021 habe sie dann mit Werten von 1,5 bis 1,6 deutlich höher gelegen. Dies bringen die Forscher unter anderem mit familienpolitischen Reformen wie dem Elterngeld und dem Ausbau der Kindertagesbetreuung in Verbindung.

Rückgang der Geburten um sieben Prozent

Während Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten eine der niedrigsten Geburtenrate in Europa verzeichnete, lag sie seit 2015 im europäischen Mittelfeld, so das BiB. Im EU-Durchschnitt betrug die Geburtenrate im Jahr 2022 nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat 1,46 und sei damit identisch mit dem deutschen Wert gewesen.

Im Januar hat das Statistische Bundesamt gemeldet, dass nach vorläufigen Zahlen im vergangenen Jahr mit 680.000 bis 700.000 Geborenen zu rechnen ist. Das würde einem Rückgang von sieben Prozent im Vergleich zu 2022 entsprechen. (fst)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kolumne „Aufgerollt“ – No. 29

Ganz gefährliche neue Töne

„ÄrzteTag“-Podcast

Wird Deutschlands Sicherheit in den Arztpraxen verteidigt, Martin Degenhardt?

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

FAQ zum Videokontakt

Videosprechstunde – das gilt für Praxisteams

Schwächere Immunantwort

Wie das Alter die Wirkung von Impfungen verändert

„ÄrzteTag“-Podcast

Wird Deutschlands Sicherheit in den Arztpraxen verteidigt, Martin Degenhardt?

Lesetipps
Silhouetten von Kinderköpfen

© smartboy10 / DigitalVision Vectors / Getty Images

Prädiabetes und Typ-2-Diabetes bei Kindern

Altersdiabetes – in jungen Jahren schon ein Problem

Schwangere Frau mit Arztkittel

© DachAI / stock.adobe.com

Kolumne „Hörsaalgeflüster“

Karriere oder Kinder? Die Vereinbarkeit ist eine Zukunftsfrage der Medizin