vfa-Bilanz

31 neue Medikamente in diesem Jahr

Neue Arzneimittel, neue Therapiemöglichkeiten: Der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) hat seine 2017er-Bilanz vorgelegt.

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31 Medikamente mit neuen Wirkstoffen kamen 2017 auf den deutschen Markt.

31 Medikamente mit neuen Wirkstoffen kamen 2017 auf den deutschen Markt.

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BERLIN. Die Pharmafirmen in Deutschland haben das Arzneimittelsortiment in diesem Jahr um 31 Medikamente mit neuen Wirkstoffen erweitert. Damit würden viele Fortschritte gegen Krebs- und Entzündungskrankheiten erzielt, neun der Neu-Medikamente verbesserten die Behandlung seltener Erkrankungen, die der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) am Montag mitteilte.

vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer sagte: "Mit den neuen Medikamenten kann vielen Patienten besser geholfen werden. Für einige Pa-tienten hat die Pharmaforschung sogar erstmals eine Behandlungsmöglichkeit geschaffen."

Rund ein Drittel der Medikamente mit neuem Wirkstoff (11) ist laut vfa gegen verschiedene Krebserkrankungen gerichtet. Einige dieser Mittel seien immunonkologische Medikamente, die das Immunsystem der Patienten zur Tumorbekämpfung aktivierten. Andere Mittel wirkten, indem sie auf die eine oder andere Weise in die Steuerung der Krebszellen eingreifen. Dazu Fischer: "Für Patienten und Ärzte ist es wichtig, dass in der Krebstherapie unterschiedliche Therapieprinzipien verfügbar sind – sei es in Kombination oder als Möglichkeit zur Anschlussbehandlung, wenn der Tumor gegen die erste Therapie resistent geworden ist. Es ist deshalb von großem Wert, dass in diesem Jahr – wie schon in den Jahren zuvor – viele Medikamente gegen unterschiedliche Krebsarten und -stadien die Versorgung erreicht haben. Schließlich erkrankt fast die Hälfte der Menschen in Deutschland im Laufe des Lebens an der einen oder anderen Form von Krebs."

Zehn weitere Medikamente mit neuem Wirkstoff dienten der Behand-lung von Entzündungskrankheiten. Rheumatoide Arthritis und Asthma zählten dazu, aber auch Schuppenflechte und atopische Dermatitis (auch Neurodermitis genannt).

Mit zwei neuen Medikamenten könnten Ärzte nun eine Hepatitis C bei den meisten Patienten binnen acht statt bisher zwölf Wochen ausheilen; und dies gelinge unabhängig vom Typ der Hepatitis-C-Viren, die die Leber befallen haben.

Orphan Drugs

Ein neues Antibiotikum sei gegen bestimmte multiresistente Bakterien wirksam. Zwei weitere Antibiotika durchliefen gerade das Zulassungsverfahren. "Das zeigt," so Fischer, "dass forschende Pharma-Unternehmen auf diesem Gebiet aktiv sind und den Wettlauf gegen die Resistenzbildung aufgenommen haben. Doch weitere gemeinsame Anstrengungen von Politik, akademischer und industrieller Forschung sind nötig, damit die Medizin der Resistenzbildung bei Bakterien immer einen Schritt voraus bleibt."

Neun Medikamente mit neuem Wirkstoff seien Orphan Drugs. Unter ihnen seien die ersten Medikamente überhaupt gegen erbliche Demenz im Kindesalter (neuronale Ceroid-Lipofuszinose Typ 2), gegen das Merkelzell-Karzinom (eine Form von Hautkrebs) und gegen erbliche 5q-assoziierte spinale Muskelatrophie. An jeder dieser Krankheiten leiden in der EU weniger als einer von 2.000 Bürgern.

Neue Darreichungsformen

Fortschritte für Patienten haben Pharma-Unternehmen dem Branchenverband zufolge auch mit Medi-kamenten erzielt, die bekannte Wirkstoffe in neuer Darreichungsform oder Kombination verfügbar machen. So sei ein ursprünglich für die Krebstherapie entwickelter Wirkstoff nun als Tabletten für die Behandlung von Multipler Sklerose einsetzbar. Ein Insulin senke aufgrund einer neuen Formulierung den Blutzuckerspiegel noch schneller als bisher. Zwei weitere HIV-Medikamente seien nun auch in einer für kleine Kinder geeigneten Darreichungsform (Trinklösung bzw. Pulver) verfügbar geworden.

Zulassungserweiterungen für Kinder und Jugendliche

Nicht nur bei diesen beiden HIV-Medikamenten, sondern bei insge-samt 36 Medikamenten hätten Pharma-Unternehmen 2017 das Anwendungsgebiet auf jüngere Altersgruppen ausdehnen können. Zuvor hatten diese Mittel nur eine Zulassung für Erwachsene oder ältere Kinder oder Jugendliche. Diesen großen Erfolg, dass auch Minderjährige am medizinischen Fortschritt teilhaben können, leisten die forschenden Pharma-Unternehmen mit ihrem Beitrag, wie es auch die EU-Verordnung von 2007 anstrebe.

Hecken fordert schärfere Prüfung von Krebsmedikamenten

Neue Krebsmedikamente sollen nach dem Willen des führenden Gremiums im Gesundheitswesen künftig schärfer überprüft werden. Die Mittel brächten den Patienten oft nur einige Monate mehr Lebenszeit, hätten aber oft starke Nebenwirkungen und seien extrem teuer, sagte der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses, Josef Hecken.

Vergangenes Jahr stiegen die Kosten der Kassen im Arzneibereich um mehr als 3 Prozent auf 38,5 Milliarden Euro. Der Bundesausschuss bewertet seit 2011, inwiefern neue Arzneimittel mehr nutzen als ältere. In seiner letzten Sitzung des Jahres an diesem Donnerstag fallen die nächsten Beschlüsse zu einzelnen Mittel. Die Bewertung ist Basis von Preisverhandlungen zwischen Kassen und Herstellern.

Die meisten der neuen Arznei-Therapien gegen Krebs brächten den Patienten lediglich eine Lebensverlängerung von durchschnittlich drei bis sechs Monaten, so Hecken. Mehr Lebensqualität gebe es selten. "In Zukunft müssen neue Wirkstoffe schlechter bewertet werden, wenn keine Angaben zur Lebensqualität vorliegen", forderte Hecken. (eb)

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