Neue Statistik
72.000 Menschen ohne Krankenversicherung in Deutschland
Das Statistische Bundesamt erhebt alle vier Jahre die Zahl der Unversicherten in Deutschland. Nach den neuen Zahlen für 2023 waren 11.000 Menschen mehr ohne Krankenpolice als noch im Jahr 2019.
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Ohne Chipkarte oder einen anderen Krankenversicherungsschutz: In Deutschland galt dies im Jahr 2023 für bundesweit rund 72.000 Menschen.
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Berlin. In Deutschland sind im Jahr 2023 etwa 72.000 Menschen ohne Krankenversicherung gewesen und hatten keinen anderweitigen Anspruch auf Krankenversorgung. Das hat das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitgeteilt.
Die Zahl der Nichtversicherten ist somit seit der letzten Erhebung 2019 um 11.000 gestiegen. Die Daten werden nur alle vier Jahre auf Basis eines Zusatzmoduls im sogenannten Mikrozensus erhoben. Umgekehrt formuliert, verfügten 99,9 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2023 über eine Krankenversicherung.
Bei den betroffenen Personen handele es sich zu 61 Prozent) um Männer. Drei Viertel dieser Gruppe bestehe aus Rentnern oder Studierenden ab dem 26. Lebensjahr, hieß es. Seit Anfang 2009 sieht das Gesetz in Deutschland eine allgemeine Krankenversicherungspflicht vor.
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Zusätzlich verfügten weitere 198.000 Menschen im Erhebungsjahr zwar über keine Krankenversicherung, hatten aber dennoch Anspruch auf eine Versorgung. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise Asylbewerber, Empfänger von Sozialhilfe oder freiwillig Wehrdienst Leistende.
Seit Einführung der Versicherungspflicht war die Zahl der Nichtversicherten kontinuierlich gesunken, und zwar von 196.000 (2007) auf 137.000 (2011) und dann auf 79.000 im Jahr 2015.
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) verwies angesichts der neuen Zahlen auf die sehr heterogene Gruppe der Unversicherten. Dies seien Personen mit hohen Beitragsschulden in der Krankenversicherung genauso wie Menschen, die in der Prostitution tätig sind oder keinen Aufenthaltsstatus haben.
Das Land fördere daher seit 2023 Projekte, um die Situation dieser Menschen zu verbessern – durch Versorgungsangebote und mit dem Ziel, diese Menschen wieder in eine Krankenversicherung zu bringen. Lucha appellierte an die Bundesregierung, „diese Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren und entsprechende Projekte auch auf Bundesebene einzuführen.“
Für die Linken-Fraktion im Bundestag sprach der Abgeordnete Ates Gürpinar angesichts der Zahlen von einem „Skandal“ und warf der Bundesregierung Untätigkeit vor. Er plädierte für sogenannte Clearing-Stellen im Bundesgebiet. Deren Aufgabe müsse es sein, Menschen ohne Krankenversicherungsschutz „im Regelsystem“ abzusichern. „So können wir die Versorgungslücken schließen, kommunale Sozialdienste entlasten und unnötige Kosten für die Betroffenen vermeiden.“ (fst)




