Neue Bevölkerungsvorausberechnung

Statistiker: Der demografische Wandel trifft Deutschland mit Wucht

Die Babyboomer verabschieden sich schrittweise aus dem Arbeitsleben. Und was kommt dann? Das Statistische Bundesamt hat eine Vielzahl von Szenarien berechnet – beruhigend ist keines von ihnen.

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Die Zusammensetzung der Bevölkerung in Deutschland wird sich in den kommenden Jahrzehnten verändern – der Anteil der Rentner steigt.

Die Zusammensetzung der Bevölkerung in Deutschland wird sich in den kommenden Jahrzehnten verändern – der Anteil der Rentner steigt.

© Oliver Berg / dpa

Berlin/Wiesbaden. Der demografische Wandel wird Deutschland mit Wucht verändern. In zehn Jahren wird jeder vierte Bürger in Deutschland 67 Jahre oder älter sein.

Das geht aus der 16. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung hervor, die das Statistische Bundesamt am Donnerstag vorgestellt hat. Im vergangenen Jahr war „nur“ jeder fünfte Bürger im Rentenalter. Was nachfolgt, das sind kleinere Jahrgänge, betont Karsten Lummer, Leiter der Abteilung „Bevölkerung“ in der Behörde.

Beständig steigen wird hingegen die Zahl der Rentner. In Abhängigkeit von der Zunahme der Lebenserwartung werden bis 2038 20,5 bis 21,3 Millionen Menschen im Rentenalter sein – 3,8 bis 4,5 Millionen mehr als heute.

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Damit verschiebt sich auch das Verhältnis zwischen Personen im Erwerbsalter und Rentnern, der sogenannte Altenquotient – gegenwärtig stehen 100 Erwerbstätige 33 Rentnern gegenüber. Im günstigsten Berechnungsfall der Statistiker könnte sich dieses Verhältnis bis zum Jahr 2070 auf 100 zu 43 verändern.

Bleibt die Geburtenrate hingegen dauerhaft niedrig, ebenso wie die Nettozuwanderung, dann könnte der Altenquotient sogar auf 61 steigen. „Dann kämen auf einen Leistungsempfänger aus den Alterssicherungssystemen weniger als zwei Einzahlende“, sagt Lummer.

Immer weniger Menschen im Erwerbsalter

Die Lücke, die durch die schrittweise aus dem Arbeitsleben ausscheidenden Babyboomer auf dem Arbeitsmarkt entsteht, werde auch nicht durch die Wanderungsgewinne, die in den Szenarien der Statistiker unterstellt werden, geschlossen werden, heißt es.

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Im Vorjahr lebten in Deutschland 51,2 Millionen Menschen zwischen 20 und 66 Jahren. Deren Zahl werde bei einer moderaten Entwicklung von Geburtenrate und Lebenserwartung bis 2070 auf voraussichtlich 45,3 Millionen abnehmen. Je nach angenommener Nettozuwanderung nach Deutschland könne die Zahl der 20- bis 66-Jährigen sogar auf 37,1 Millionen Personen zurückgehen.

An einen langfristigen Anstieg der Geburtenzahl in Deutschland zweifeln die Statistiker – dies sei nur bei einer deutlich steigenden Geburtenrate und mindestens moderater Nettozuwanderung möglich. Auch unter diesen günstigsten Annahmen werde die Geburtenzahl aber unter dem Wert von 2021 bleiben: Damals wurden 795.000 Kinder geboren.

Geburtendefizit wird weiter zunehmen

Für wahrscheinlich halten es die Statistiker, dass die Differenz von Geburten und Sterbefällen, das sogenannte Geburtendefizit, weiter zunehmen wird. Im Jahr 2022 betrug dieser Wert bereits mehr als 300.000 Personen.

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Die Behörde erwartet, dass das Geburtendefizit in den 2040er und 2050er-Jahren besonders schnell zulegen wird. Dann nämlich, wenn die geburtenstarken Jahrgänge das hohe Alter erreichen. Entwickeln sich Geburtenrate und Lebenserwartung moderat, könnte das jährliche Geburtendefizit in Deutschland Mitte der 2050er-Jahre auf über 600.000 pro Jahr steigen.

All das wird Auswirkungen auf die Bevölkerungszahl haben. Bei einem moderaten Szenario mit Blick auf Geburtenrate, Lebenserwartung und Wanderungssaldo werden im Jahr 2070 in Deutschland rund 74,7 Einwohner leben – gegenwärtig sind es 83,6 Millionen. Fällt das unterstellte Wanderungssaldo pro Jahr niedrig aus, könnten es aber auch weniger als 70 Millionen Einwohner sein. (fst)

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