AOK bemängelt zu lange Wartezeiten bei Fachärzten

Im Rheinland müssen Patienten im Schnitt 65 Tage auf einen Termin beim Augenarzt warten. Die Wartezeit ist einem Medienbericht zufolge unterschiedlich für Kassenversicherte und Privatpatienten.

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Wilfried Jacobs, Chef der AOK Rheinland/Hamburg, möchte Ärzte, die ein gutes Terminmanagement haben, besser vergüten.

Wilfried Jacobs, Chef der AOK Rheinland/Hamburg, möchte Ärzte, die ein gutes Terminmanagement haben, besser vergüten.

© imago

DÜSSELDORF (iss). Der Referentenentwurf für das Versorgungsstrukturgesetz hat ein Problem außer Acht gelassen, kritisiert Wilfried Jacobs, Chef der AOK Rheinland/Hamburg: überlange Wartezeiten bei Fachärzten.

Im Rheinland beträge die durchschnittliche Wartezeit auf einen Termin beim Augenarzt 65 Tage.

"Einen Paragrafen, der mir Antwort auf die Frage gibt, wie ich damit umgehe, finde ich im Gesetz nicht", sagte Jacobs bei einer Veranstaltung der "AG Zukunft des Gesundheitswesens".

Bessere Vergütung für Ärzte mit guten Terminmanagement

Seine Kasse bekomme pro Monat 300 Anrufe von Versicherten, die Probleme mit einem Termin haben. "Die Dunkelziffer bemesse ich mit dem Vierfachen." Manche Ärzte hätten auf dem Anrufbeantworter unterschiedliche Ansagen für Kassen- und Privatpatienten.

"Ich möchte das Recht haben, mit solchen Ärzten keinen Vertrag abschließen zu müssen." Mediziner mit einem guten Terminmanagement möchte Jacobs besser vergüten.

Update 17. Juli

DÜSSELDORF (eb). Kassenpatienten müssten durchschnittlich 71 Tage auf einen Termin warten, Privatpatienten hingegen nur 19 Tage. Das berichtet der "Spiegel" in seiner Ausgabe vom 18. Juli. Das Magazin beruft sich auf eine Umfrage der AOK Rheinland/Hamburg unter rund 800 Ärzten. Sie sollen dem Bericht zufolge im Juni testweise angerufen worden sein.

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Kommentare
Dr. Juraj Galan 18.07.201114:08 Uhr

Ob das wirklich zusammen passt?

Die AOK beklagt zu lange Wartezeiten. Der Spitzenverband der Krankenkassen fordert einen Abbau von 12000 Facharztsitzen. Passt das wirklich zusammen? Sollten da nicht eher mehr und besser bezahlte Ärzte her, die nicht wegen ausgeschöpfter Budgets Patientenbehandlungen verschieben müssen? Man ist dabei das Gesundheitswesen kaput zu sparen und beklagt sich dann noch über die Folgen...

Robert Krebs 18.07.201107:17 Uhr

...keine PR-Aktion!

Sehr geehrter Herr Thill,
es geht im Beitrag der AOK nicht um die PR-Aktion einer Seite. Wenn es schon eine Praxis geben sollte, in der zwischen Privat- und Kassenpatienten differenziert wird, ist das schon eine Praxis zu viel. Sie bestätigen in Ihrem Beitrag, dass es diese Differenzierungen gibt. Es spielt insoweit doch sicherlich keine Rolle, auf welcher Datenbasis Zahlen erhoben werden oder in welcher Größenordnung diese verifizierbar sind. Auch macht es keinen Unterschied, ob die Anzahl der sich beschwerenden Patienten/Versicherten im Verhältnis zu den Gesamtversicherten der AOK äußerst gering oder vielleicht etwas höher als „äußerst gering“ ist. Und warum erwähnen Sie im Vergleich die Beschwerden über Krankenkassen (sicherlich gibt es auch solche!)? Aus alledem ergibt sich kein Ansatz, vielleicht etwas an dem – auch von Ihrer Seite bestätigten - Zustand der Differenzierungen zwischen Privat- und Kassenpatient zu ändern. Es geht im Beitrag der AOK einmal ganz einfach um die Darstellung von Überlegungen, Wege zur Änderung zu finden. Und hier z.B. daran zu denken, über das Abschließen von Verträgen zu einer evtl. Steuerung des Ärzteverhaltens zu gelangen, kann ein Puzzleteilchen zum Erfolg sein.

Klaus-Dieter Thill 15.07.201112:40 Uhr

Es ginge auch anders...

Der Beitrag spiegelt das grundsätzliche Dilemma der Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen wider: Kritikpunkte werden polariserend zur Positiv-PR für die eigene und zu Abwertung der jeweils anderen Position verwendet. Natürlich differenzieren manche Ärzte zwischen Kassen- und Privatpatienten, aber eben nicht alle, selbstverständlich gibt es in Arztpraxen immer wieder Wartezeit-Probleme, die kritisierbar sind. Ob die aufgeführten 65 Tage ein realistischer Wert sind, ist aufgrund der fehlenden Angaben zur Datenbasis nicht verfifizierbar. Und es wäre auch besser, wenn sich nicht 300 Patienten pro Monat beschwerten, gerechnet auf die Anzahl der AOK-Versicherten ist sie jedoch äußerst gering, deutlich niedriger sogar als in anderen Branchen. Es ist zudem davon auszugehen, das die Anzahl der Patienten, die sich über ihre Krankenkasse beschweren, in der gleichen Größenordnung liegt.
Letzendlich geht es im Gesundheitswesen als zentrales Handlungsprinzip um eine adäquate Zuordnung von Finanzmitteln und Leistungen. Diesem Ziel käme man schneller nahe, wenn - von allen Seiten - Diskussionen und Verhandlungen auf eine konstruktiv-kooperative und vor allem faktenbasierte Grundlage gestellt würden.

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